Fallende Aktienmärkte: Jetzt kaufen oder „never catch a falling knife“?
Fallende Aktienmärke zeigen sich derzeit aus den Auswirkung von Russland-Ukraine-Krieg, Konjunkturängsten, hoher Inflation und der Erwartung steigender Zinsen. Während einige nun einen großen Bogen um den Kapitalmarkt machen, überlegen andere einzusteigen und zu günstigen Kursen zuzukaufen. Was ist nun klüger: Jetzt kaufen oder die alte Börseweisheit „never catch a falling knife“ befolgen? Hier findest du die Antwort und den Börsespruch erklärt.
Fallende Aktienmärkte
Der breite US-Aktienmarkt ist seit Jahresbeginn rund 18 Prozent im Minus, US-Technologie-Werte sogar rund 28 Prozent, wobei einzelne Unternehmen deutlich stärkere Kursrückgänge verzeichnen. Auch Europa ist 15 Prozent unter dem Jahresanfangsniveau. Ähnliches gilt für China. Erfahrene Anlegerinnen und Anleger wissen, dass fallende Kurse genauso dazugehören wie steigende. Jetzt gilt es, zu überlegen: günstig zukaufen oder „nicht ins fallende Messer greifen“?
„Never catch a falling knife“?
Die bekannte Börseweisheit „never catch a falling knife“ ist demnach so zu verstehen: Wer ein Messer fallen lässt, sollte warten, bis es am Boden liegt und es erst dann aufheben. Denn wer es im Fallen zu fangen versucht, muss mit Schnittwunden rechnen.
Übertragen auf den Aktienmarkt: Aktien, die fallen, können noch weiter fallen. Der Boden ist bei Aktien – im Gegensatz zum Schneiden in der Küche – nicht absehbar. Ein zu früher Aktienkauf könnte demnach möglicherweise weniger gut ausfallen. Aber wie ist diese Börseweisheit nun sinnvoll anwendbar?
Unterscheidung Aktie oder Aktienfonds
Unseres Erachtens ist eine Differenzierung zwischen dem Besitz einer Aktie und eines gut diversifizierten Aktienportfolios, wie dies in einem Aktienfonds der Fall ist, wesentlich. Lies dazu auch Geld-Vorurteil 7: Aktien sind gefährlich.
Sehen wir uns die zwei unterschiedlichen Fälle im Detail an:
A) Ich besitze eine Aktie
Bei einzelnen Aktien kann die Anwendung der Börseweisheit durchaus sinnvoll sein. Ein einzelnes Unternehmen kann mit erheblichen Umsatz- oder Gewinnrückgängen konfrontiert sein. Kursrückgänge wären demnach nicht nur stimmungsgetrieben, sondern fundamental gerechtfertigt.
Selten aber doch: Bei einzelnen Unternehmen ist ein deutlicher Kursverfall aufgrund wirtschaftlicher Turbulenzen bis hin zu einer Unternehmenspleite nicht auszuschließen. Deshalb sollte – bevor ein Zukauf innerhalb einer deutlichen Abwärtsentwicklung getätigt wird – eine intensive Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens erfolgen. Tiefere Kurse sind nicht automatisch mit günstigem Kaufpreis gleichzusetzen.
Ein Zukauf einer bereits im Depot befindlichen Aktie sollte stets mit einem Investment in eine andere Aktie abgewogen werden. Warum? Die Frage ist nämlich: Wird sich meine Aktie ab heute tatsächlich besser entwickeln als die Kurse anderer interessanter Unternehmen? Wäre es nicht klüger, ein weiteres Unternehmen zu kaufen, als alles „auf eine Karte“ zu setzen?
B) Ich bin Aktienfonds-Anleger
Ist die oben zitierte Börseweisheit auch bei aus vielen Unternehmen bestehenden Aktienfonds gültig?
Wir würden meinen, dass diese nur sehr eingeschränkt anwendbar ist. Auf lange Sicht spielt der Einstiegszeitpunkt in den breiten Aktienmarkt eine untergeordnete Rolle. Wann nach Kursrückgängen eine „Bodenbildung“ oder eine beginnende Aufwärtsentwicklung einsetzt, ist kaum abschätzbar.
Dass „Market-Timing“ nicht wirklich funktioniert, haben wir bereits des Öfteren beschrieben. Lies hier darüber: Wann ist der beste Kaufzeitpunkt?. Wir meinen deshalb, dass in Fonds – vorzugsweise mit breiter Branchen- und Länderstreuung – immer wieder investiert werden kann. Diese (Zu)käufe sind mit größeren Beträgen einmalig, aber auch stufenweise, also verteilt über einen längeren Zeitraum oder als Fondssparplan möglich. Lies dazu in: Vermögensaufbau – was tun bei Nullzins?.
Sind Kursrückgänge immer schlecht?
Beim Vermögensaufbau mit Fondssparen könnte dies anders aussehen. Ein noch „junger“ Fondssparplan hat nach einigen Monaten erst wenig an Wertpapiervolumen angehäuft, zeigt also einen relativ geringen Depotwert. Das bisher investierte Vermögen fällt bei Marktkorrekturen zwar im Kurs, andererseits können die regelmäßigen monatlichen Zukäufe zwischenzeitig günstig(er) durchgeführt werden.
Auf lange Sicht sollten sich günstige Zukäufe bezahlt machen. Eines gilt sowohl für Anleger größerer Beträge als auch für Nutzer von Fondssparverträgen: Aktienmarktinvestoren sind á la longue von einer prosperierenden Wirtschaftsentwicklung – und damit von steigenden Kursen – überzeugt. Nicht für jedes einzelne Unternehmen, wohl aber für den Gesamtmarkt. Wobei sich Anlegerinnen sowie Anleger trotz allem der Risiken des Fondsanlegens und Fondssparens stets bewusst sein sollten und Kapitalverluste nicht gänzlich auszuschließen sind.
Fallende Aktienmärkte: Nicht investieren?
Nicht am Kapitalmarkt, konkret am Aktienmarkt, investiert zu sein kann ebenfalls „riskant“ sein. Vermeintlich sichere Geldwerte sind derzeit so gut wie unverzinst und einem signifikanten Kaufkraftverlust unterworfen. Im April 2022 lag die Inflationsrate in Österreich bei schmerzhaften 7,2 Prozent. Das bedeutet: hohes Inflationsrisiko, kein Ertragspotenzial.
Unser Fazit
Zusammengefasst meinen wir: “Never catch a falling knife” gilt in erster Linie für einzelne Aktien, weniger für das Anlegen in Fonds. Dennoch gilt nach Kursverlusten: Weitere zwischenzeitige Verluste sind – insbesondere bei sich eintrübender Börsestimmung – durchaus möglich. Wer am Kapitalmarkt investiert, hat mit Wertschwankungen und zwischenzeitig schärferen Korrekturen immer wieder zu rechnen. Diese gilt es zu akzeptieren, um langfristig auch die Chancen des Kapitalmarkts nutzen zu können.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Mai 2022
Ein Fonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
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