Märkte: Party ohne Stimmung
Die jüngsten Wirtschaftsdaten signalisieren – mit Ausnahme Chinas – weltweit Konjunkturabschwächungen. Eine Rezession ist in den USA bis in die erste Hälfte 2023 noch nicht Hauptszenario. Die Risiken diesbezüglich nehmen jedoch zweifellos zu. Für die Eurozone sieht es konjunkturell trüber aus, trotz überraschend guter Wachstumszahlen für das zweite Quartal. Zugleich legten die Inflationsraten neuerlich zu. Was die Märkte in turbulenten Zeiten wie diesen machen, liest du hier!
An den Finanzmärkten geht man aufgrund von
- Konjunkturabschwächungen
- einsetzenden Basiseffekten (= hohe Vergleichswerte in den Vorjahresmonaten) sowie
- Zinsanhebungen (US-Notenbank im Juli um weitere 0,75 %, EZB um 0,5 %)
davon aus, dass die Inflationsraten demnächst ihren Höhepunkt überschreiten werden. Infos über Inflation liest du hier: 5 Antworten auf die brennendsten Fragen zur Inflation.
Inzwischen preisen die Finanzmarktakteure bereits wieder erste Zinssenkungen im kommenden Jahr ein (nach allerdings noch weiteren Zinsanhebungen heuer).
Märkte haben Zinsängste wieder im Griff
Die Zinsängste haben damit fürs erste ihren Höhepunkt überschritten, ob gerechtfertigt oder nicht. Nachdem vor allem sie es waren, die im ersten Halbjahr den Aktien- und Anleihemärkten zugesetzt hatten, kam es daher im Juli zu einer sehr starken Erholungsbewegung bei Aktien und Anleihen. Ausgenommen ist hier wieder China, das sich in einer anderen Phase im Zins- und Konjunkturzyklus befindet. Gut ist die Stimmung an den Märkten trotz der kräftigen Erholung aber noch nicht, jedoch herrscht auch nicht mehr der extreme Pessimismus vom Juni.
Märkte und Aktien
Die meisten Aktienmärkte legten im Juli kräftig zu. Angeführt wurde die Bewegung vor allem von jenen Sektoren, die zuvor am stärksten unter den Zinsängsten und Renditeanstiegen gelitten hatten. Speziell also von den wachstumsstarken Aktien im Technologiebereich. Lies hier über den neuesten Technologie-Trend Metaverse.
Die Märkte haben einige Zinsanhebungen wieder ausgepreist und gehen von einer sich abschwächenden Inflation in den kommenden Quartalen aus. Zugleich sieht man trotz der erwarteten Konjunkturabschwächung nur bedingt Risiken von Gewinnrückgängen.
Bislang gute Unternehmensergebnisse
Viele Unternehmen berichteten relativ gute Ergebnisse für das abgelaufene Quartal. Vielfach konnten sie bislang offenbar recht gut die gestiegenen Kosten (Rohstoffe, Lohnkosten) an die Kundinnen und Kunden* weitergeben. Wie lange das so bleibt, dürfte maßgeblich davon abhängen, ob sich die Beschäftigungssituation und damit die Einkommensentwicklung der breiten Masse der Konsumenten nicht zu stark verschlechtert. Analysten sind hier stark gespalten in ihren Ansichten – beide Seiten haben valide Argumente.
Die aktuell hohen Inflationsraten werden sich in vielen Bereichen erst mit Verzögerung niederschlagen (z. B. bei indexierten Mieten, Gebühren, Strom- und Gasabrechnungen zum Jahresende etc.). Tendenziell erscheint bei den Gewinnerwartungen das Risiko für negative Überraschungen in den kommenden Quartalen hoch.
Märkte Anleihen, Währungen und Rohstoffe
Die Anleihemärkte erholten sich im Juli kräftig und verzeichneten einen der stärksten Monate der letzten Jahrzehnte. Im Gegenzug sanken die Renditen und die Risikoaufschläge bei Unternehmens- und Schwellenländeranleihen. Die 10jährigen deutschen Bund-Renditen haben sich binnen weniger Wochen wieder halbiert und die Kurse sind gestiegen. Rohstoffe erholten sich im Juli ebenfalls.
Schwach bleibt der Euro, der erstmals seit rund 20 Jahren auf die Parität zum Dollar fiel und kaum Erholungstendenzen zeigt. Auch die erste Zinsanhebung der EZB seit 2011, um gleich 0,5 %, half ihm nicht. Verwunderlich ist das nicht, denn die Realrenditen in der Eurozone (= Nominalrenditen abzüglich Inflation) liegen weiter tief im negativen Bereich, fast auf Rekordtiefs.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: August 2022.
Die Angaben beruhen auf dem Wissensstand des Verfassers Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. zum Erstellungszeitpunkt. Zu beachten ist, dass Prognosen keine verlässlichen Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen zulassen.
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Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
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