Zinsen steigen, fast alles andere fällt
Die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks geben Vollgas bei den Anhebungen der Zinsen. Hier bekommst du Infos über Marktaussichten, kannst nachlesen, wie die Zinserwartungen für die kommenden Monate aussehen und was Inflation, wirtschaftliche Unwägbarkeiten und nachlassende Konjunktur an den Finanzmärkten weltweit bewirken.
Das Spannungsfeld zwischen hartnäckig hoher Inflation, nachlassender Konjunkturdynamik und enormen geopolitischen und weltwirtschaftlichen Unwägbarkeiten bestimmt derzeit die Finanzmärkte. Die Hoffnungen auf eine Trendwende bei der Inflation in den USA wurden vorerst enttäuscht. Zusätzlich bereitet der weiter starke Arbeitsmarkt der Notenbank Kopfschmerzen. In der Eurozone dürfte eine Inflationswende erst später eintreten als in den USA.
Großes Thema Zinsen
In Europa wirkte die in den letzten Monaten deutlich aggressivere Rhetorik der Europäischen Zentralbank (EZB) kräftig nach. Zugleich ist das Zeitfenster für die EZB, in dem sie die Zinsen zumindest wieder etwas in Richtung „normalerer“ Niveaus anheben kann, sehr klein – und es schließt sich bereits.
Die Aussagen der EZB-Granden dürften auch dazu dienen, den Boden für kräftige Zinsanhebungen in den kommenden Monaten zu bereiten. Nach dem Motto noch möglichst viel auf der Zinsseite zu tun, solange es noch geht. Der Zinspfad im kommenden Jahr ist zuletzt wieder unklarer geworden, angesichts der wachsenden volkswirtschaftlichen Probleme in der EU. Nicht vernachlässigt werden darf dabei, dass neben Zinsanhebungen auch die verfügbare Liquidität für Märkte und Volkswirtschaften mindestens ebenso wichtig ist. Hier ist weltweit bereits ein markanter Rückgang in den letzten Monaten zu verzeichnen, was auch einen Teil der Kursrückgänge quer über die Assetklassen erklärt (in den Bereichen Aktien, Anleihen, Rohstoffe).
Neue Jahrestiefstände bei Aktien
Der September wurde seinem Ruf als statistisch schlechtester Börsenmonat des Jahres heuer erneut gerecht. Kräftige Kursrückgänge in fast allen Regionen ließen viele Märkte auf neue Jahrestiefstände fallen. Die USA und die meisten europäischen Märkte gaben zwischen 6 % und 9 % nach, während die Kurse in China und einigen osteuropäischen Aktienmärkte sogar noch stärker zurückgingen.
Anleiherenditen als Treiber
Treiber waren vor allem die neuerlich steigenden Anleiherenditen. Deren sehr niedrige Niveaus waren in den letzten Jahren bekanntlich eine kräftige Stütze für die Aktienmärkte; diese fällt nun zunehmend weg. Schwächere Wirtschaftsdaten (besonders aus Europa und China) belasteten zusätzlich. Die Bewertungsniveaus sind auf den Aktienmärkten durch die Kursrückgänge natürlich günstiger geworden. Allerdings stehen hinter den Gewinnerwartungen der kommenden Quartale große Fragezeichen. Die Marktteilnehmer könnten diesbezüglich noch immer zu optimistisch sein, vor allem in den USA. Die geopolitischen, konjunkturellen und geldpolitischen Unwägbarkeiten dürften zugleich bis auf weiteres erhalten bleiben – und damit auch ein Umfeld anhaltend hoher Kursschwankungen.
Deutlicher Anstieg der Anleiherenditen
Hartnäckig hohe Inflation und (noch) aggressivere Notenbank-Aussagen brachten die Anleihekurse kräftig unter Druck und die Anleiherenditen auf neue Zyklus-Hochs (ca. 4 % USA, ca. 2,2 % in Deutschland). Deutsche Anleiherenditen liegen damit auf Niveaus wie zuletzt 2011; für die USA müsste man sogar schon vor die globale Finanzkrise 2008 zurückgehen. Zusätzlich weiteten sich die Renditeaufschläge für Unternehmensanleihen und Staatsanleihen der Euro-Peripherieländer sowie Schwellenländer-Anleihen aus.
Ausreißer Großbritannien
Negativer Ausreißer im September waren britische Staatsanleihen, wo eine Vertrauenskrise der Regierung Anleihemarkt und Pfund förmlich abstürzen ließen. Die Notenbank kündigte daraufhin überraschend neuerliche Anleihekäufe an und stabilisierte damit die Märkte. Ob sie Anleihen und Währung gleichzeitig dauerhaft verteidigen kann, bleibt abzuwarten und scheint eher unwahrscheinlich, so dass das Pfund früher oder später erneut unter Druck geraten könnte. Zur Schwäche neigt auch Chinas Währung angesichts einer immer ungünstigeren Zinsdifferenz zum US-Dollar. Auch viele Rohstoffe gaben im September deutlich nach.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Oktober 2022.
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