Aktienfonds in der Pension – zu alt dafür?
Die Gesellschaft gibt gewisse Normen vor, wie Mann und Frau altersgerecht zu leben haben. Für hippe 18jährige ist es wahrscheinlich ein No-Go, mit Oma und Opa an einer Pensionisten-Kreuzfahrt teilzunehmen. Andererseits wird man als 60jährige:r in der Diskothek oder am Skateboard mit skeptischen Blicken bedacht. Diese ungeschriebenen Gesetze gibt es auch bei Aktieninvestments. Eine Faustregel besagt, dass der ideale Aktienanteil am Finanzvermögen 100 minus Lebensalter betragen sollte. Für eine:n 70jährige:n hieße das: 70 % aufs Sparbuch und (nur) 30 % in Aktien anlegen. Wie man in der Pension wirklich sinnvoll mit Aktien umgehen kann, liest du hier!
100 minus Lebensalter?
Gemeint ist mit dieser Faustregel, dass junge Menschen – mit deutlich längerem Anlagehorizont – stärker in Aktien investieren sollten. Und Ältere eher sicherer anlegen sollten. Das klingt plausibel und nachvollziehbar. Klarerweise hängt die individuelle Aktiengewichtung jedoch nicht ausschließlich vom Lebensalter ab. Ganz im Gegenteil. Viele weitere Faktoren sind für die Bestimmung der passenden Aktienquote von Bedeutung. Zum Beispiel:
- Wie hoch ist das Finanzvermögen?
- In welcher Höhe und wann sind Anschaffungen und Investitionen geplant?
- Wieviel kann monatlich angespart werden?
- Sind monatliche Entnahmen vorgesehen?
- Welche weiteren Vermögenswerte sind vorhanden?
Umgang mit Aktien in jungen Jahren
Lukas, 25 Jahre alt, hat vor drei Jahren begonnen, für die Anzahlung einer Eigentumswohnung anzusparen. Einen Teil hat er mit Unterstützung der Eltern und Großeltern bereits zusammengetragen. Sollte Lukas nun – laut obiger Formel – nun wirklich 75 % seines Geldes in Aktien investieren? Wohl kaum. Hier steht das Erreichen eines mittelfristigen Ansparziels klar im Vordergrund. Die Anzahlung der Wohnung wird spätestens in drei Jahren benötigt. Der Kapitalmarkt wäre der falsche Ort, um diese Gelder kurzfristig zwischenzuparken: Für so einen kurzen Anspar- bzw. Anlagezeitraum sollten Wertschwankungen und somit Risiken ausgeschlossen werden. Die Langfristigkeit der Geldanlage ist ein zentraler Erfolgsfaktor am Aktienmarkt (lies dazu auch: Behaltedauer: Wie lange soll ich investiert bleiben?). Wird das investierte Kapital hingegen kurz- oder mittelfristig zu einem fixen Zeitpunkt benötigt, ist die Sicherheit der Geldanlage oberstes Gebot.
Aktien in der Pension
Das Ehepaar Erika und Gerhard, beide 65 Jahre alt, können ihren Lebensunterhalt mit der Höhe ihrer staatlichen Pensionseinkünfte gut abdecken. Es bleiben sogar einige hundert Euro monatlich an Sparpotenzial übrig, die mit Vorliebe an die Enkelkinder verteilt werden.
Grundstücksverkäufe und jahrzehntelange berufliche Tätigkeiten der beiden haben zu einem gewissen Wohlstand geführt. Neben ihrer Eigentumswohnung haben die beiden Ersparnisse in Höhe von rund 300.000,– Euro. Diese sind derzeit nicht verplant. Erika und Gerhard haben weder einen Autokauf, noch die Renovierung der Wohnung oder eine Weltreise vor. Die Eigentumswohnung ist abbezahlt. Die Kinder sind erwachsen und verfügen über ein eigenes Einkommen.
Gemäß der erwähnten Formel dürften Erika und Gerhard nur rund 100.000,– Euro in Aktien bzw. Aktienfonds investieren. Es blieben also weitere 200.000,– Euro – mehr oder weniger unverzinst – an Sparreserven übrig. Eine höhere Aktienquote – sofern die Wertschwankungen von den beiden akzeptiert werden – wäre also durchaus überlegenswert.
5 Gründe, die Aktienquote in der Pension „höher“ anzusetzen
- Realverlust des Ersparten
Ist die Inflation höher als der Zinsertrag, verliert Erspartes an Kaufkraft. Das bedeutet über einen Zeitraum von 10 Jahren und einem jährlichen Realverlust von rd. 2 % (dh. die Inflation ist um 2 % höher als die erwirtschafteten Erträge) gehen 20 % an Kaufkraft verloren. - Langer Anlagehorizont zu erwarten
Bei Pensionsantritt mit 65 ist ein Anlagehorizont von rund 15-20 Jahren durchaus zu erwarten. Das spricht klar für ein stärkeres Engagement in Aktienfonds. - Keine regelmäßigen Entnahmen geplant
Wenn aus den Ersparnissen keine monatliche Zusatzpension entnommen wird, sind höhere Schwankungen vertretbar. Anmerkung: Sollten hingegen monatliche Entnahmen gewünscht sein, würde sich ein breit gestreuter ausschüttungsorientierter Mischfonds anbieten. Welche Fonds dafür besonders geeignet sind, erfährst du im Beratungsgespräch. - Möglichkeit des Vererbens
Warum nicht Eigentumswohnung und Aktienfonds vererben? Es müssen nicht Sparbücher sein, Aktienfonds sind endbesteuert und teilbar, können also an die Erben aufgeteilt, übertragen und von diesen weiterveranlagt werden. - Am Wirtschaftsleben teilhaben
Sich mit Zinsen, Inflation, Wirtschaft und vor allem Aktienmärkten zu beschäftigen, ist eine durchaus interessante und spannende Beschäftigung. Gerade in der Pension ist auch mehr Zeit vorhanden, um diesem Hobby intensiver nachzugehen und in Zeitungen und Wirtschaftsmagazinen zu schmökern. Sich mit Aktien beschäftigen, heißt auch, sich mit dem aktuellen Weltgeschehen zu beschäftigen. Man bleibt am Ball und stets ein:e begehrte:r Gesprächspartner:in, auch für junge Menschen. Tipp: Wenn du unseren Blog abonnierst, bekommst du wöchentlich gut aufbereitete aktuelle Infos zur Geldanlage: Blogabo.
Fazit: Die Faustregel 100-Lebensalter kann lediglich eine grobe Orientierung darstellen und sollte nicht als fixe Größe herangezogen werden.
Besser: verplantes Kapital für anstehende Anschaffungen aufs Sparbuch. Natürlich in Verbindung mit einer zusätzlichen „eisernen“ Reserve. Langfristig unverplantes Kapital könnte auch im Pensionsalter durchaus verstärkt in Aktien bzw. Aktienfonds investiert werden.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Februar 2022, aktualisiert im Juli 2023
Ein Fonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
Bildquelle: shutterstock