Drohende Rezession? Dennoch investieren?
Es ist ein toxischer Cocktail: eine galoppierende Teuerungswelle, erste Zinserhöhungen verstärken die Sorgen einer möglichen Rezession. Dazu Krieg in Europa und politisches Säbelrasseln vielerorts. Aktuell überwiegen Alltagssorgen und Zukunftsängste. Wie sich all diese Fakten auf unseren Finanzmarkt auswirken und wie man in Zeiten wie diesen besonnen mit seinem Geld umgehen kann, erfährst du in unserem folgenden Beitrag.
Angst vor Rezession und steigender Inflation
Die Höhe der Inflation ist für private Haushalte besorgniserregend. Dabei befinden wir uns Ende des Sommers, also vor Beginn einer neuen Heizperiode. Steigende Strom- und Gaspreise werden erst in den nächsten Monaten spürbar werden.
Zinserhöhungen erwartet
Die Zinswende ist eingeläutet. Eine erste Zinsanhebung in Europa ist mit 0,50 % (Anhebung um 50 Basispunkte) stärker ausgefallen als von vielen Expertinnen und Experten* erwartet. Der nächste Zinsschritt in gleicher Höhe wird voraussichtlich im September stattfinden. Auch in den USA werden mehrere weitere Zinserhöhungen der Notenbank Fed erwartet.
Wie können sich Zinserhöhungen auswirken?
Der Effekt dieser Zinserhöhungen: Der reale Kaufkraftverlust von Sparern wird etwas reduziert. Die Konsum- und Investitions-Nachfrage wird gedämpft. So könnten beispielsweise die enormen Preissteigerungen bei Immobilien gebremst werden. Im Gegenzug werden Kredite teurer und eine Rezession (negatives Wirtschaftswachstum über zumindest zwei Quartale) wird wahrscheinlicher. Mit den entsprechenden Begleiterscheinungen: Jobunsicherheit, höhere Arbeitslosigkeit und weniger Konsum.
Weitere Unsicherheitsfaktoren
Klimawandel, Krieg und politische Spannungen wie zwischen China und Taiwan sorgen für weitere Beunruhigung. Auch eine mögliche Wiederkehr der Pandemie oder Ängste vor einem „Blackout“ sind weitere Unsicherheits-Mosaiksteine.
Buy on bad news
Kurzum, die meisten News derzeit sind „bad“. Und haben in den nächsten Monaten Potenzial sogar „worse“ zu werden. Eine alte Börseweisheit meint nun: “Buy on bad news“: Also kaufe Aktien, wenn die Marktstimmung schlecht ist, wenn sonst keiner Aktien kaufen möchte.
In Anbetracht des beschriebenen Umfelds ist es verwunderlich, dass die Aktienmärkte seit Jahresbeginn nicht stärker korrigiert haben.
Die Stände der gängigsten Aktienmärkte (per 26.08.2022):
- US-Aktien (S&P500) rund -12 %
- Deutsche Aktien (DAX) rund -17 %
- Europäische Aktien (EuroStoxx50) rund -15 %
Alternativen Mangelware
Gut, bislang waren Alternativen zu Aktien auch Mangelware. Die langjährige Nullzinspolitik in Europa und USA hatte Staats- und Unternehmensanleihen uninteressant gemacht. Auch wenn konservative Anlageformen wie Spareinlagen und Anleihen durch Zinsanstiege nun etwas attraktiver werden, ein Inflationsausgleich und eine Erhaltung der Kaufkraft ist damit auf absehbare Zeit nicht annähernd möglich. In Erwartung einer Rezession ist davon auszugehen, dass Zins- und Renditeanstiege nicht ausufern.
Erwartungen werden gehandelt, nicht Tatsachen
Also doch Aktien kaufen? Dass Unternehmen in Phasen der Rezession leiden, ist unbestritten. Der Umsatz geht zurück, der Gewinn sinkt. Das erklärt auch die Kurskorrekturen an den Börsen im Vorfeld einer Rezession. An der Börse werden schlechte – aber auch gute – Erwartungen und Einschätzungen meist Monate vorher „eingepreist“. Anders formuliert: Es werden Erwartungen und Stimmungen gehandelt, nicht Tatsachen. Zusätzliche negative Überraschungen verursachen in der Regel weitere Kursrücksetzer. Der ideale Kaufzeitpunkt ist also nicht nur in Zeiten wie diesen ungewiss.
Anleger in der Finanzkrise erfolgreich
Machen wir deshalb einen schnellen Blick auf eine der großen Krisen der Vergangenheit: Die Finanzkrise des Jahres 2008 begann bereits Mitte 2007. Die Aktienkurse waren bis zum Frühjahr 2009 stark rückläufig. Viele Aktien büßten deutlich mehr als 50 % ihres Börsewertes ein. Die anschließend einsetzende Erholung war erst Mitte 2013 abgeschlossen.
Das bedeutet: Ein Anleger, der 2007 in ein Bündel aus globalen Aktien (MSCI Welt Aktienindex) investierte, musste bis Mitte 2013 Geduld aufbringen, um seinen ursprünglichen Anlagebetrag wieder am Depotkonto ablesen zu können. Anleger, die hingegen inmitten der Finanzkrise – z.B. nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 – den Mut aufbrachten, in Aktien – in breit und global gestreute Aktienfonds – zu investieren bzw. nachzuinvestieren, waren mit dieser Strategie rückblickend betrachtet durchaus erfolgreich. Natürlich sei an dieser Stelle anzumerken, dass vergangene Entwicklungen keine Garantie für künftige Entwicklungen darstellen und Kapitalmarktveranlagungen mit entsprechenden Verlustrisiken behaftet sind.
Besonnenes Investment im Vorfeld einer Rezession
Unser Fazit: Auf lange Sicht kann es lohnend sein, in einem wirtschaftlich schwachen und unsicheren Umfeld – beispielsweise im Vorfeld oder während einer Rezession – in Aktienfonds mit breiter Streuung zu veranlagen. Da wie erwähnt jederzeit weitere Kursrückgänge möglich sind, sollte auch stets Liquidität für weitere Zukäufe zurückgehalten werden. Auf lange Sicht – siehe am Beispiel der Finanzkrise – sollten Käufe in Krisenzeiten auf tieferen Kursniveaus langfristig erfolgsversprechend sein. Geduld und Ausdauer werden letztendlich für das Ergebnis (mit)verantwortlich sein. Auch hier gilt: Der Kapitalmarkt birgt Risiken bis hin zu Kapitalverlust.
Buy step by step on bad news
Wir meinen, dass an der Börseweisheit „Buy on bad news“ durchaus etwas dran ist. Wobei wir diese Regel geringfügig anpassen möchten: „Buy step by step on bad news“. Warum nicht alles auf einmal investieren? Ganz einfach: Auf bad news könnten worse und worst news folgen, bevor es wieder mit Wirtschaft und Börse nach oben geht.
Deshalb ist das Aufteilen eines größeren Betrages auf mehrere Einstiegszeitpunkte oder durch regelmäßiges (z. B. monatliches) Fondssparen die besonnenere Variante.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: August 2022
* Aufgrund der Lesbarkeit verzichten wir im Text auf das Gendern. Sämtliche personenbezogene Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.
Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
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