Börse 2023 – volkswirtschaftliche Aspekte, die uns vorsichtig optimistisch stimmen
Nein, hellseherische Fähigkeiten können wir uns nicht zuschreiben. Wer sich allerdings – wie unsere Fondsmanager:innen bzw. Kolleg:innen aus dem Research – intensiv mit Kapitalmarkt, Volkswirtschaft und Börse auseinandersetzt, hat eine Meinung, wie sich Aktien & Co. im heurigen Jahr entwickeln könnten. Könnten, nicht werden. Denn natürlich werden wir erst Ende des Jahres mit Garantie sagen können, ob die Märkte das getan haben, was die Prognosen verheißen.
Die derzeitigen volkswirtschaftlichen Aspekte lassen uns aber trotz allem vorsichtig optimistisch nach vorne schauen. Nach dem Motto:
Das Glas ist halb voll, nicht halb leer.
Volkswirtschaftliche Gründe für einen positiven Verlauf der Börsen 2023
2022 ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Wie sieht es mit Inflation, Energiepreise & Co. aber im heurigen Jahr aus?
Höhepunkt der Energiekrise überschritten
Aus unserer Sicht haben wir den Höhepunkt der Energiekrise bereits überschritten. Warum?
- Russlands Druckmittel, die Gaslieferungen zu drosseln bzw. auszusetzen, hat stark an Gewicht verloren. Die Abhängigkeit von Russland ist stark zurückgegangen, bereits 90 % des Erdgases werden durch andere Quellen substituiert. Durch zusätzliche Gas-Importterminals wird sich die Versorgungslage 2023 noch weiter verbessern.
- Im Großhandel ist der Preis für Erdgas bereits unter das Niveau vor Ausbruch des Ukraine-Russland-Krieges gesunken. Ein weiterer Rückgang ist realistisch, da die Gaslager derzeit zu 83 % gefüllt sind (Stand: 8. Jänner 2023). Im Vergleich dazu waren die Lager im Jänner 2022 zu diesem Zeitpunkt nur halb voll.
Wenngleich wir Konsument:innen noch einige Monate bzw. Quartale zuwarten müssen, bis die gesunkenen Preise auch für uns spürbar werden, für die Börsen hat diese „Krise“ kaum noch Auswirkungen. Europäische Aktien im Energiesektor entwickeln sich bereits seit Herbst positiv.
Bleibt die Inflation so hoch?
Auch wenn die Inflation aktuell noch immer auf sehr hohem Niveau ist, der Zenit scheint überschritten. Im Jahresverlauf dürfte die Inflation kontinuierlich zurückgehen. Die Gründe dafür sind:
- Die Inflation wird berechnet, indem man die Preise zum Vorjahr vergleicht (nähere Information zum Verbraucherpreisindex findest du auf der Seite statistik.at). Die Energiepreise sollten im Sommer 2023 deutlich unter denen im Sommer 2022 liegen. Somit rechnen wir damit, dass die Inflation inklusive Energiewerten bereits in den nächsten Quartalen auf ein Niveau von rund 3 % zurückkommen dürfte.
- Der schnellste Zinsanhebungszyklus seit 50 Jahren dürfte nur noch ein paar Monate anhalten. Der Einlagesatz (Leitzins) für den Euroraum liegt aktuell bei 3 % und könnte noch auf etwa 3,5 % steigen. In den USA wurde der Leitzins am 1. Februar 2023 um 0,25 % auf eine Spanne von 4,5 bis 4,75 % angehoben, eine Steigerung auf 5 % bzw. max. 5,25 % wird noch erwartet. Ein Großteil dieser Anhebungen ist an den Märkten bereits eingepreist. Das bedeutet, dass diese zukünftig erwarteten höheren Zinsen bereits heute in den Marktpreisen widergespiegelt werden. Wir rechnen daher mit keinen negativen Überraschungen.
Wenn du mehr zum Thema Inflation wissen möchtest, bist du in unseren Beiträgen 5 Antworten auf die brennendsten Fragen zum Thema Inflation und Mit dem Kaufkraft-Rechner in die Zukunft blicken gut aufgehoben.
Renditen an den Anleihemärkten
Die Renditen für 10jährige Staatsanleihen sind 2022 massiv gestiegen. Damit einhergehend sind Anleihekurse stark gefallen. (Über das Zusammenspiel von Rendite und Anleihekursen erfährst du mehr in unserem Beitrag Was ist eine Anleihe? 5 Antworten auf deine Fragen!). Doch diese Entwicklung mit steigenden Renditen scheint weitgehend abgeschlossen.
Es gibt derzeit viele Anleihebereiche in denen bereits interessante Renditeniveaus herrschen. Blickt man auf europäische Anleihen guter Bonitäten, sprechen wir im Durchschnitt von um die 4 %. Im HighYield-Universum liegen die Renditen noch höher und zwar bei etwa 7 %, was das höhere Risiko bei Emittenten schlechterer Bonitäten abgelten soll.
Wirtschaftswachstum in Europa
Obwohl der Wirtschaft letztes Jahr ordentlich zugesetzt wurde, können wir in Europa auf ein Wirtschaftswachstum/BIP von rund 3 % zurückblicken. Für heuer hingegen liegen die Prognosen für die Entwicklung der europäischen Wirtschaft in einem sehr moderaten Bereich von unter 1 %.
Wie genau sind diese Zahlen allerdings zu verstehen? Die Zahlen zum BIP werden als Durchschnitt auf das gesamte Kalenderjahr angegeben. 2022 sind die ersten Quartale sehr gut gelaufen und trotz der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung zu Jahresende wurde somit auf Jahressicht ein Wirtschaftswachstum von rund 3 % erzielt.
2023 sieht das nun gänzlich anders aus: Während wir mit einer schwachen Wirtschaftsleistung starten, könnte sich die Konjunktur im Laufe des Jahres erholen. Sprich die schlechten BIP-Zahlen zu Jahresbeginn verursachen, dass das Wachstum für 2023 gering ausfallen dürfte. Die erwartete Rezession ist bislang ausgeblieben und wird immer unwahrscheinlicher.
Das vierte Quartal 2022 ist besser ausgefallen als erwartet und die Einkaufsmanagerindizes haben bereits leicht nach oben gedreht. In den Aktienkursen ist eine mögliche Rezession übrigens bereits eingepreist. Sprich die Kurse für Aktien spiegeln eine von den Investor:innen erwartete schwache Rezession bereits wider.
Rezession in den USA?
Die US-Wirtschaft befindet sich noch nicht in einer Rezession. Noch zu Jahresbeginn wurde von vielen eine schwache Rezession im ersten Halbjahr 2023 erwartet. Allerdings haben die Einkaufaufsmanagerindizes (in den USA: PMIs) auch dort schon gedreht und somit wird immer ungewisser, ob es in den USA zu einem Schrumpfen der Wirtschaft kommen wird.
Könnte aufgrund dieser Aspekte jetzt ein guter Zeitpunkt zum Investieren an der Börse sein?
Es kann immer sinnvoll und der passende Zeitpunkt sein, um an den Kapitalmärkten zu investieren!
Vorausgesetzt, man wählt die für sich passende Veranlagungsform mit Wertschwankungen, die für einen gut verträglich sind und der persönlichen Risikomentalität entsprechen. Und man kann der Veranlagung die nötige Zeit geben, um mögliche Wertschwankungen – die an den Kapitalmärkten einfach dazugehören – auszugleichen. Wir sprechen hier von einer Veranlagungsdauer von zumindest fünf, bei Aktienfonds mindestens zehn Jahren. Ein Gespräch mit der Beraterin bzw. dem Berater des Vertrauens ist dazu jedenfalls hilfreich.
Ob gerade jetzt ein besonders guter Zeitpunkt ist, um Geld an der Börse zu veranlagen – diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Wir können dazu volkswirtschaftliche Hintergründe beleuchten und dir Anregungen mitgeben, die dich bei der Beantwortung unterstützen.
Timing beim Investieren
Die Wirtschaft – und damit einhergehend die Kapitalmärkte – bewegen sich in Wellenbewegungen:
- Befinden sich die Börsen vermeintlich am Höhepunkt eines Kapitalmarktaufschwungs, ist ein Rückgang theoretisch naheliegender als noch weitere, starke Anstiege.
- Im Gegensatz dazu könnte das scheinbare Tief, einen möglichen Aufschwung vermuten lassen. Allerdings kann niemand mit Gewissheit vorhersagen, wie lange so ein Tief andauert.
Was meinst du, wo stehen die Börsen gerade?
In unserem Beitrag Der perfekte Zeitpunkt – Timing am Kapitalmarkt kannst du Genaueres zum passenden Timing nachlesen.
Die Investmentformel
Beim Investieren kann – wie bereits oben erwähnt – auch eines helfen: langfristiges Veranlagen.
Mit unserer Investmentformel denken wir, zusätzlich Hilfestellung zu leisten, um beim Investieren eines größeren Betrages ein gutes Gefühl zu haben:
Unsere Investmentformel lautet: 30/70/24/>10
Was ist darunter zu verstehen:
- 30 % deines Investments investierst du sofort
- die restlichen 70 % werden stufenweise als Fonds-Step-Invest investiert
- z. B. über die nächsten 24 Monate verteilt
- 10 Jahre Behaltedauer: Du solltest mindestens 10 Jahre (idealerweise noch viel länger) im Fonds investiert bleiben.
Näheres dazu liest du am besten in Wie dir diese ultimative Formel helfen kann nach.
Wie sich die Börsen 2023 entwickeln werden, kann niemand vorhersagen. Uns stimmen die volkswirtschaftlich Aspekte allerdings vorsichtig positiv. Vielleicht geht es dir ja ähnlich.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Jänner 2023
Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
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