Taiwan: Eine spannende Businessreise
Lange Zeit waren Unternehmensbesuche vor Ort für Fondsmanagerinnen und Fondsmanager nicht möglich. Mittlerweile ist es allerdings auch im asiatischen Raum wieder möglich, sich Unternehmen vor Ort anzusehen. Aktienfondsmanager Leopold Quell war vor kurzem in Taiwan und gibt uns einen spannenden und aufschlussreichen Einblick zu seiner Businessreise.
Leopold, wie läuft deine Businessreise nach Taiwan ab?
Leopold: In Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan, finden sich zahlreiche Hauptquartiere von börsennotierten Unternehmen, die uns interessieren. Einem strikten Zeitplan folgend besuche ich innerhalb von fünf Tagen möglichst viele dieser Firmen, um mit dem Management zu sprechen und mir einen Eindruck vor Ort zu verschaffen.
Jeden Tag geht es pünktlich um 8 Uhr los, wenn ich zusammen mit sieben anderen internationalen Fondsmanager:innen mit dem Bus vom Hotel abgeholt werde. Pro Tag schaffen wir fünf Unternehmen. Das dauert den ganzen Tag und ist durchaus intensiv. Aber es lohnt sich auch.
Wie können wir uns solche Unternehmensbesuche genau vorstellen?
Im Idealfall treffen wir das Management des jeweiligen Unternehmens. Ich kenne die Unternehmen meist schon recht gut, sodass ich keine allgemeinen Fragen stelle, sondern in die Tiefe gehen kann. Konkret heißt das, dass mich vor allem Aspekte interessieren, die die unmittelbare und mittelbare Zukunft des Unternehmens angehen. Dadurch erhalte ich viele neue Informationen bzw. kann bestehende überprüfen. Oft ist es aber im Vorfeld gar nicht absehbar, wie der Termin ablaufen wird. Es kommt darauf an, wie transparent sich ein Unternehmen gibt und wie offen sie auf Fragen reagieren. Fix ist, dass ein Besuch vor Ort und die Möglichkeit, Fragen persönlich an die Verantwortlichen zu richten, viel aufschlussreicher ist als via Online-Meeting oder wenn ich Research lese. Vieles nimmt man erst durch den direkten Kontakt wahr.
Welche Unternehmen sind für dich speziell interessant?
Alle! Insgesamt haben wir Termine bei 25 Unternehmen. Vier davon halten wir in einem oder mehreren unserer Fonds, aber auch alle anderen Titel könnten wir kaufen. Die meisten kenne ich wie gesagt schon recht gut, aber es sind auch ein paar dabei, die sehe ich zum allerersten Mal.
Wichtig ist für uns natürlich immer der ESG-Aspekt (ESG steht für Environment/Umwelt – Social/Soziales – Governance/Unternehmensführung). Aber grundsätzlich ist es in Taiwan so, dass Technologieunternehmen sehr dominant und weltweit führend sind. Auf diese Konzerne legen wir den größten Fokus.
Du hast ESG angesprochen: Wie sieht es mit diesem Thema in Taiwan aus?
ESG ist in Taiwan eine Stärke. Das gilt für die große Mehrheit der Unternehmen. Die sind in Sachen Nachhaltigkeit wirklich Musterschüler! Wir müssen da keine Mauern durchbrechen, es wurde bereits sehr viel gemacht. Trotzdem versuchen wir noch weiter zu pushen und weiter zu begleiten in Form von Engagement1.
Wie ist die Stimmung in der IT-Branche zurzeit?
Die letzten Quartale und Jahre waren durchaus mit einer Hochschaubahn zu vergleichen. Aufgrund großer Lieferketten-Schwierigkeiten waren die Auftragsbücher teilweise viel zu voll. Vor allem seit dem zweiten Halbjahr 2022 werden diese überfälligen Aufträge nun abgebaut.
Natürlich stellen wir jedem einzelnen Unternehmen die Frage: Wie gut läuft’s? In den meisten Fällen sprechen die Verantwortlichen von einer gewissen Stabilisierung. Der große Schwung nach oben ist an den Märkten derzeit aber noch nicht zu sehen.
Diese Entwicklungen sind für uns natürlich interessant und relevant. Aber viel wichtiger ist die langfristige Betrachtung. Und da ist Taiwan – allen voran die Technologie-Unternehmen aufgrund des Megatrends Digitalisierung – ganz weit vorne.
Welche Titel gefallen dir besonders in Taiwan?
Nachdem wir sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit legen, gefallen uns vor allem die ESG-starken Unternehmen.
Zum Beispiel: Künstliche Intelligenz ist ein toller Trend oder eine tolle technische Errungenschaft. Sie ist allerdings auch extrem energieintensiv. Im Hintergrund arbeiten – vor allem auch taiwanesische Firmen – daran, damit weniger Energieressourcen dafür nötig werden. Das sind zum Beispiel Lösungen für Green Clouds. Damit Datencenter, die einen enormen Stromverbrauch aufweisen, unter anderem effizienter gekühlt werden. Oder dass weniger parallele Prozesse laufen, Vorgänge vereinfacht werden und dadurch der Energieverbrauch von solchen Cloud-Anbietern massiv reduziert wird.
Unternehmen mit solchen nachhaltigeren Geschäftsbereichen stehen in unserem Fokus, diese bevorzugen wir.
Im Beitrag Wohin führt uns ChatGPT und Co? erfährst du mehr zu künstlicher Intelligenz und insbesondere ChatGPT.
Leopold, herzlichen Dank für diesen spannenden Einblick in einen Arbeitsbereich des Fondsmanagements, der für viele von uns bislang nicht so greifbar war. Wir wünschen dir auch weiterhin viele gute und interessante Unternehmensbesuche.
1 Engagement nennt man den Überbegriff für proaktive Unternehmensdialoge und z. B. das Wahrnehmen von Stimmrechten auf Aktionärsversammlungen im Rahmen nachhaltigen Fondsmanagements. Den Output dieses intensiven Prozess kannst du in unserem jährlichen Engagementbericht nachlesen.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Juni 2023
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