Wie man einen Fonds baut – Asset Allocation einfach erklärt!
Trockene Fahrbahn, klare Sicht, kaum Verkehr. So kann relativ gefahrlos mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit eine Strecke auf der Autobahn zurückgelegt werden. Achtsamkeit und vorausschauendes Fahren ist dennoch wichtig. Schließlich will man potenziell gefährliche Situationen möglichst früh erkennen, um rechtzeitig reagieren zu können. Dieses Szenario ist auch in der Geldanlage zu finden: Hier bekommst du ganz einfach erklärt, wie das Managen eines Fonds und Asset Allocation funktionieren!
Im Urlaub und an Orten, in denen du noch nie warst, ist dein Fahrstil meist ein anderer, als in deiner Heimat, wo du jede Kurve und jede Fahrbahnunebenheit in- und auswendig kennst. Jede:r Fahrzeuglenker:in wendet intuitiv bei widrigen Straßen- und Sichtverhältnissen einen vorsichtigeren Fahrstil an.
Diese Analogie kann auf das Management eines Investmentfonds übertragen werden. Fondsmanager:innen arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip. Offensiver, wenn „gute (Aus)Sichten“ erwartet und defensiver, wenn Gefahren höher eingeschätzt werden.
Investments – Weichenstellung auf mehreren Ebenen
Ein Investmentfonds hat in der Regel eine definierte, neutrale Ausrichtung, die auf mehrere Ebenen aufgebaut ist. Dieser Rahmen ist die Leitplanke für das Verwalten der Kund:innengelder.
Erklärung anhand eines einfachen Beispieles (eines Mischfonds):
Basis: Die Aufteilung
Zuerst wird die Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen (und möglicherweise mehreren, weiteren Anlageklassen) vorgenommen. In unserem Beispiel nehmen wir an, dass der Fonds zu 25 % in Aktien und zu 75 % in Anleihen investiert.
Aktien Ebene 1: Struktur innerhalb von AKTIEN
Aktien werden nach Regionen, Branchen und/oder Themen, Unternehmensgröße (= Marktkapitalisierung) o. ä. strukturiert. In unserem Beispiel gehen wir im Aktiensegment von einer globalen Streuung auf entwickelte Märkte aus. Häufig orientieren sich Fondsmanager:innen dabei an einem Index, der ein näherungsweises Abbild der (Welt-)Wirtschaft darstellt. Zusätzlich wird eine Branchenstruktur, die ebenfalls dem Weltmarkt entspricht, berücksichtigt. Lies dazu auch Index, ETFs & aktiv gemanagte Fonds.
Aktien Ebene 2: Aktienauswahl
Nun stellen sich Fondsmanager:innen die Frage der Aktienauswahl: Anhand des gewünschten Fondsprofils und konkreter Analysen und Recherchen wird entschieden,
- ob in den Fonds Aktien großer, etablierter Unternehmen oder junger, wachstumsstarker Firmen gekauft werden,
- ob in Unternehmen mit stabilem Cash-Flow und hoher Dividende oder in Unternehmen, die noch in der Verlustzone sind, deren Geschäftsmodelle aber sehr vielverprechend erscheinen, investiert wird,
- ob der Fokus auf Nachhaltigkeit und Zukunftsthemen, wie erneuerbare Energien, gelegt wird,
- welche Anzahl von Aktien sinnvoll und notwendig ist.
Anleihen Ebene 1: Struktur innerhalb von ANLEIHEN
Bei Anleihen ist die Struktur meist eine festgelegte oder an einem Index orientierte Gliederung nach Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter und möglicherweise auch geringerer Bonität. Eventuell können auch Fremdwährungsanleihen oder Anleihen von Schwellenländern ergänzt werden.
Anleihen Ebene 2: Anleihenauswahl
Innerhalb der Anleihen gilt es ebenfalls, einige Fragen zu klären, um die Weichen zu stellen.
- Bei Staatsanleihen wird geprüft, in welche Staaten investiert werden soll.
Beispielsweise ist es in Europa nicht unwesentlich, ob in stabile Kernländer wie Deutschland oder Österreich oder verschuldete Peripherieländer wie Italien oder Griechenland investiert wird. - Bei Unternehmensanleihen ist es wichtig, neben breiter Streuung auch auf einen guten Branchenmix zu achten. Eine definierte Ratingstruktur – anhand der Unternehmensratings von z. B. Moody´s oder Standard & Poors – gilt es einzuhalten.
Das Zinsänderungsrisiko bei Anleihen berücksichtigen
Eines der wesentlichen Risiken bei Anleihen ist – neben dem Bonitätsrisiko – das Zinsänderungsrisiko. Somit müssen Fondsmanager:innen entscheiden, wann sie eher in kurzlaufende, wenig zinssensitive Anleihen und wann in langlaufende, stark auf Zinsänderungen reagierende Anleihen investieren können. Die strategische Festlegung der durchschnittlichen Anleiherestlaufzeiten (= Duration) – und damit des Zinsänderungsrisikos – ist in der Regel ebenfalls Teil der Fondskonstruktion.
Markteinschätzung und -meinung als Basis für die Asset Allocation
Die Strategie ist festgelegt. Nun kommen Konjunktur, wirtschaftliche Entwicklung von Regionen, Branchen, Ländern, Gewinn- und Zinsentwicklungen, Notenbankentscheidungen, geopolitische Entwicklungen, Stimmungsindikatoren uvm. ins Spiel. Wie beim Autofahren müssen also zum Straßennetz und den Verkehrsregeln die äußeren Einflüsse miteinbezogen werden.
Aufgabe der Fondsmanager:innen ist es, mögliche Entwicklungen abzuschätzen und aktive Investmententscheidungen zu treffen.
Taktische Asset Allocation – welche Maßnahmen werden ergriffen?
Folgendes Szenario: Nach einer kurzen Rezession ist eine Erholung in Sicht. Es wird mit ersten Zinserhöhungen seitens der Notenbank gerechnet. Die Arbeitslosigkeit sollte mittelfristig zurückgehen.
Dies könnten die taktischen Maßnahmen einer Fondsmanagerin bzw. eines Fondsmanagers sein:
- Erhöhung der Aktiengewichtung von 25 % auf beispielsweise 30 %, weil ein Wirtschaftsaufschwung erwartet wird.
- Bei Aktien: Regionen und Branchen mit stärkerem Wirtschaftswachstum könnten übergewichtet werden.
Unternehmen aus dem Segment zyklischer Konsum (wie Autoerzeuger, Tourismus) könnten stärker positioniert werden, auch wachstumsstarke High-Tech-Werte könnten aufgrund steigender Nachfrage profitieren.
Tendenziell könnte in Unternehmen mit geringer Verschuldung investiert werden, da bei Zinsanstiegen hoch verschuldete Unternehmen durch höhere Kreditbelastungen unter Druck kommen könnten.
Statt der üblichen, neutralen Branchengewichtung wird verstärkt in konkrete Aktien aus bevorzugten Branchen investiert. Dabei bleibt eine breite Streuung jedenfalls erhalten. Es erfolgt eine schrittweise Verlagerung und Verschiebung in erfolgsversprechende Investments. - Bei Anleihen: Investment in weniger Staats- und mehr Unternehmensanleihen.
Die Ausfallswahrscheinlichkeit von Unternehmensanleihen wird bei wirtschaftlicher Erholung geringer, die Zinsdifferenz zwischen Staats- und Unternehmensanleihen ebenso. Beides spricht für Unternehmensanleihen. - Etwas kürzere Laufzeiten: Durch die Erwartung, dass das Renditeniveau bei kurz- und langlaufenden Anleihen etwas steigen könnte, ist mit Kursrückgängen bei Anleihen zu rechnen. Diese fallen um so höher aus, um so länger die Restlaufzeiten sind.
Taktische Asset Allocation = kurzfristiges Reagieren
Das eher kurzfristige Agieren und Anpassen auf zu erwartende Marktentwicklungen wird taktische Asset Allocation genannt. Diese kurzfristigen Änderungen können sich in unterschiedlichen Detail-Ebenen abspielen. Mit den Anpassungsmaßnahmen versuchen Fondsmanager:innen das Ergebnis ihrer Fonds zu verbessern.
Ziel ist es, durch die richtige Anpassung der Assetklassen einen Mehrertrag zu erzielen. Dieser kommt dann unseren Anleger:innen zugute.
Wenn du meinst, dass dieses Konstruktuieren eines Fonds mit großem Zeitaufwand, umfassendem Know-How und disziplinierter Umsetzung verbunden ist, hast du recht. Deshalb gibt es Profis, die genau dazu ausgebildet sind, dieses Geschäft Tag für Tag zu betreiben.
Für weitere Details und bei der Entscheidung deiner Fondsauswahl, unterstützen dich gerne deine Raiffeisenberater:innen.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand: Mai 2023
Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
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