Wie funktionieren Anleihen?
Was sind Anleihen?
Nachdem Anleihen über viele Jahre kaum am Radar der Anleger:innen waren, ist möglicherweise das Wissen zu dieser Anlageklasse etwas in Vergessenheit geraten. Wenn du Begriffe wie Zinssatz, Rendite oder Kupon bzw. den Zusammenhang zwischen der Kursveränderung einer Anleihe bei fallenden oder bei steigenden Zinsen einfach erklärt haben möchtest, lies hier nach!
Was ist eine Anleihe?
Eine Anleihe ist am einfachsten mit einem Kredit bzw. einem Darlehen vergleichbar.
Als Beispiel: A benötigt für eine umfangreiche Investition Geld. B verfügt über freie Gelder, die ertragsbringend angelegt werden sollten. B könnte A demnach Geld zur Verfügung stellen. A begibt dazu eine Anleihe. B investiert in diese Anleihe, borgt dadurch quasi Geld an A.
A könnte ein Staat, aber auch ein Unternehmen sein. B könnten Privatanleger:innen, ebenso Banken, Pensions- oder Vorsorgekassen, Investmentfonds oder Versicherungen sein. Die Auflage einer Anleihe wird als Anleihen-Emission bezeichnet. Das ist der Prozess, bei dem der Emittent (künftiger Schuldner) eine Anleihe am Kapitalmarkt ausgibt, um für das Beschaffen und Einsammeln der erforderlichen Geldmittel zu sorgen.
Warum eine Anleihen-Emission statt einem Bankkredit?
Durch die Ausgabe von Anleihen haben Schuldner die Möglichkeit, ihre Finanzierung zu diversifizieren. Mit anderen Worten: Sie sind nicht ausschließlich von ihrer Bank abhängig. Bankkredite für Unternehmen haben normalerweise kürzere Laufzeiten und variable Verzinsungen. Mittels Anleihe-Emission könnte beispielsweise eine langfristige Finanzierung zu fixen Bedingungen gesichert werden.
Was sind die wesentlichen 4 Merkmale einer Anleihe?
1. Nennwert
Der Nennwert ist jener Betrag, der am Ende der Laufzeit an die Geldgeber:innen (= Gläubiger:innen) zurückbezahlt wird. Wird eine Anleihe beispielsweise in Höhe von 100 Millionen Euro begeben, kann der Nennwert auf z. B. 100 Euro Einheiten gestückelt werden. So wird diese Anleihe auch für Privatanleger:innen leist- und investierbar.
2. Kurs einer Anleihe
Bei Auflage einer Anleihe wird ein Ausgabekurs fixiert. Während der Laufzeit kann eine Anleihe am Kapitalmarkt mehr oder weniger täglich ge- und verkauft werden. Dafür wird ein Preis – also ein Kurs – für die Anleihe ermittelt. Dieser kann vom Nennwert der Anleihe durchaus sowohl nach oben als auch nach unten abweichen. Die effektive Verzinsung für Anleger:innen – auch Rendite genannt – ist somit eine Kombination aus bezahltem Preis und jährlicher Zinszahlung. Um die Höhe der Verzinsung zu beschreiben, wird am Kapitalmarkt deshalb der Begriff „Renditeniveau“ verwendet.
3. Laufzeit und Tilgung
Die Laufzeit kann von kurzfristig, über mittel- bis langfristig vom Emittenten festgelegt werden. Nach Ablauf der Laufzeit erfolgt die sogenannte Tilgung, also Rückzahlung der geliehenen Gelder zum Nennwert an die Gläubiger:innen.
4. Zinssatz und Kupon
Der Zinssatz ist der vereinbarte Prozentsatz, der Gläubiger:innen für das zur Verfügung gestellte Kapital bezahlt wird. Zumeist werden fixe Zinsen vereinbart, die jährlich zur Auszahlung kommen. Die Zinsen werden vom Nennwert berechnet und ausbezahlt. Die jährliche Zinsauszahlung wird als Kupon bezeichnet.
Alle für den Schuldner und die Gläubiger:innen relevanten Informationen zu einer Anleihe werden in den Anleihebedingungen festgehalten. Der Emittent ist verpflichtet, diese Anleihe- bzw. Emissionsbedingungen in einem Dokument zur Verfügung zu stellen.
Wie entsteht der Zinssatz einer Anleihe?
Der den Anleger:innen angebotene Zinssatz ist entscheidend, um Gelder „anzuziehen“. So werden Staaten mit sehr guter Schuldnerqualität (= Bonität) wie Österreich und Deutschland demnach weniger an Zinsen bezahlen müssen als Schuldner schwächerer Bonität. Zur Orientierung bezüglich der Bonität von Anleihe-Emittenten werden Ratings genutzt. Ratingagenturen bewerten die Qualität eines Schuldners und vergeben quasi Noten.
Beispielweise müssen Staaten wie Italien oder Griechenland tiefer in die Staatskassen greifen, um Geldgeber:innen für ihre Staatsanleihen „anzulocken“.
Ähnliches gilt für Unternehmen: Große, jahrzehntelang erfolgreiche Unternehmen werden weniger an Zinsdienst leisten müssen als junge, wachstumsorientierte Unternehmen, die möglicherweise (noch) keine Gewinne erwirtschaften. Schließlich gilt es zu beachten: Unternehmen (bzw. auch Staaten) könnten auch in die Pleite schlittern (Ausfallsrisiko!). Die Anleihen eines solchen Schuldners sind dann in der Regel uneinbringlich. Dieses Ausfallsrisiko möchte ein:e Anleger:in abgegolten bekommen, und zwar in Form eines höheren Zinssatzes.
Wie kommt es zu Kursveränderungen?
Während der Laufzeit kann und wird sich der Preis einer Anleihe laufend ändern. Die Änderung des Preises kann verschiedene Gründe haben. So kann beispielsweise die Änderung der Bonität eines Unternehmens unmittelbare Auswirkungen auf den Kurs von Anleihen dieses Unternehmens haben.
Eine zentrale Bedeutung für den Preis (= Kurs) einer Anleihe hat das allgemeine Renditeniveau. Steigt dieses fallen die Kurse der Anleihen. Ein Renditeanstieg hat für bestehende Anleiheanleger:innen seine Schattenseite: dieser bedeutet Kursverluste, insbesondere bei länger laufenden Anleihen. Je länger die Restlaufzeit, desto stärker der Kursrückgang der Anleihe.
Steigt das Renditeniveau kommt es bei allen am Kapitalmarkt verfügbaren Anleihen zu einer Anpassung an das neue, nun höhere Renditeniveau. Da der Kupon, also die Zinszahlung der Anleihe – bei fest verzinslichen Anleihen – nicht veränderbar ist, erfolgt die Anpassung an das aktuelle Marktniveau über den Preis der Anleihe.
Wie weit fällt der Kurs?
Soweit, bis rechnerisch die Kombination aus jährlicher Zinszahlung und Kurs der Anleihe dem aktuellen Renditeniveau entspricht.
Vereinfachte Beispiele zu Kursveränderungen
Eine Anleihe hat einen jährlichen Kupon von 2 % und eine Restlaufzeit von 8 Jahren. Das Renditeniveau beträgt ebenso 2 %. Der Kurs bzw. Preis der Anleihe liegt bei 100 %. Steigt das Renditeniveau auf 3 %, so wird der Kurs der Anleihe um ca. 8 % auf 92 % fallen.
Berechnung:
1 % Renditedifferenz x 8 Jahre Restlaufzeit = 8 % Kursverlust. Würde das Renditeniveau um 2 % ansteigen, wäre der Kursverlust demnach bei rund 16 %. Der Kurs der Anleihe fällt auf circa 84 %.
aktuelles Renditeniveau | Restlaufzeit | Renditeänderung | Kursveränderung |
2 % p. a. | 8 Jahre | steigt um 1 % | ca. minus 8 % |
2 % p. a. | 8 Jahre | steigt um 2 % | ca. minus 16 % |
Umgekehrte Vorzeichen bei einem fallenden Renditeniveau:
Wir betrachten eine weitere Anleihe. Fällt das Renditeniveau von 2 % auf 1,5 % wird eine Anleihe mit 10 Jahren Restlaufzeit Kursgewinne erzielen. Wie hoch: 0,5 % Renditedifferenz x 10 Jahre Restlaufzeit. Der Kursgewinn wird rund 5 % betragen.
aktuelles Renditeniveau | Restlaufzeit | Renditeänderung | Kursveränderung |
2 % p. a. | 10 Jahre | fällt um 0,5 % | ca. + 5 % |
2 % p. a. | 10 Jahre | fällt um 1 % | ca. + 10 % |
Wird eine fix verzinste Anleihe bis zum Ende der Laufzeit, also bis zur Tilgung gehalten, kann das Zinsänderungsrisiko vermieden werden. Erklärung: Die Tilgung einer Anleihe erfolgt zum Kurs von 100 %. Sind der Kaufpreis, der jährliche Kupon und der Tilgungskurs einer Anleihe bekannt, ist der erzielbare Ertrag bereits zum Kaufzeitpunkt fixiert.
Expert:innen schnüren Anleihefonds
Die Auswahl von Anleihen erfordert Know-How und viel Zeit: An dieser Stelle kommen die Vorzüge von Anleihefonds zum Tragen. Anleihefonds investieren zumeist in hunderte Anleihen verschiedener Emittenten. Dadurch wird das Risiko sehr breit gestreut. Die Auswahl, welche Anleihen – also welche Emittenten, welche Laufzeiten und Renditen – in den Fonds aufgenommen werden, übernimmt ein professionelles Team: das Fondsmanagement. Dennoch unterliegt auch ein Fonds den Schwankungen der Kapitalmärkte bis hin zu Kapitalverlusten. Bitte beachte: Im Vergleich zu einer Anleihe sind Anleihefonds ohne Laufzeit, also unbegrenzt. Somit gibt es bei Fonds keine Tilgung zum Kurs von 100 Prozent.
Breites Produktangebot bei Fonds
Die Palette an Anleihefonds ist äußerst breit. So gibt es verschiedene Fonds, die in europäische Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität investieren. Hier steht also die Qualität der Schuldner im Vordergrund. Möchten Anleger:innen von höheren Renditen profitieren, stehen Anleihefonds mit Anleihen von Unternehmen schwächerer Bonität zur Verfügung. Je höher die zu erwartenden Renditen, desto höher das Bonitätsrisiko. Darüber hinaus könnte in Anleihen fremder Währungen (Fremdwährungsrisiko!) bis hin zu Anleihen von Schwellenländern investiert werden.
Anleger:innen, die die Chancen des Anleihemarktes nutzen möchten – und die oben beschriebenen Risiken akzeptieren -, können bei Fonds auf breite Streuung und professionelles Management vertrauen. Welche Anleihefonds zur persönlichen Finanzsituation und Risikobereitschaft passen, kann in einem ausführlichen Beratungsgespräch in deiner Raiffeisenbank analysiert werden.
Möchtest du mehr zu der aktuellen Anlageform Anleihen oder Anleihefonds wissen, dann vereinbare unverbindlich einen persönlichen Gesprächstermin!
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Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Jänner 2024
Ein Fonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG sowie die Basisinformationsblätter der Fonds der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. stehen unter www.rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache (bei manchen Fonds die Basisinformationsblätter zusätzlich auch in englischer Sprache) bzw. im Fall des Vertriebs von Anteilen im Ausland unter www.rcm-international.com unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in englischer (gegebenenfalls in deutscher) Sprache bzw. in ihrer Landessprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter folgendem Link: https://www.rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine außerhalb des Fondsdomizillandes Österreich aufheben kann.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
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