Value, Growth & Co. – Was du über verschiedenste Investmentstile wissen solltest
Es gibt viele Wege, Aktien für ein gewinnversprechendes Portfolio auszuwählen. Die unterschiedlichen Investmentstile bieten verschiedene Ansätze, den eigenen Weg zum passenden Portfolio zu finden. Welche besonderen Charakteristika z. B. Value und Growth aufweisen und ob ESG1 bereits ein eigener Investmentstil geworden ist, liest du in diesem Beitrag.
Die angeführten Unternehmen stellen keine Kaufempfehlung oder sonstige Empfehlung dar, sondern dienen zur Veranschaulichung der jeweiligen Investmentstile.
1. Investmentstil Value
Value-Manager suchen nach Unternehmen, die unter ihrem “wahren” Wert, ihrem Substanzwert, gehandelt werden.”
Den Substanzwert eines Unternehmens ermittelt man – vereinfacht dargestellt – durch die Bewertung materieller (Gebäude, Maschinen, Materialien usw.) sowie immaterieller Vermögenswerte, wie Patente, Lizenzen etc. Ebenso werden die zu erwartenden zukünftigen Gewinne berücksichtigt. Den so ermittelten Wert vergleicht man mit der aktuellen Marktbewertung.
Der Fokus des Value-Investmentstils liegt auf Unternehmen, die ein bereits funktionierendes Businessmodell aufweisen. Sie erwirtschaften beständig solide Erträge. Einer der berühmtesten Value-Investoren ist Warren Buffet. Sein Beteiligungsunternehmen Berkshire Hathaway hat ihn zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht hat. Über sein Unternehmen ist er an – für Growth Investoren oft wenig interessanten – Titeln wie Kraft Foods (z. B. Heinz Ketchup), Johnson & Johnson (Pharma), Coca Cola oder Duracell Batterien beteiligt.
2. Investmentstil Growth
Growth steht für einen Anlagestil, der Aktien mit überdurchschnittlichem Umsatz- und Gewinnwachstum bevorzugt.
Growth-Investoren sind bereit, einen höheren Preis für Aktien zu bezahlen. Growth-Titel weisen demnach überwiegend hohe Bewertungskennziffern auf, z. B. ein hohes Kurs-Gewinn-2 oder Kurs-Buchwert-Verhältnis3. Growth-Anleger gehen davon aus, dass hohe Gewinne in der Zukunft den hohen Aktienkurs in der Gegenwart rechtfertigen bzw. weitere Kursanstiege ermöglichen.“
So definiert das Schweizer Finanzmagazin Cash den Begriff Growth. Unternehmen mit diesen überdurchschnittlichen Wachstumserwartungen findet man meist in der Telekommunikation, Digitalisierung, Robotik, Biotechnologie, alternativen Energiequellen oder E-Commerce. Also meist im Bereich “Technologie im weitesten Sinne”. Die bekanntesten Titel im Segment sind die berühmten „FANMAG“-Aktien. Das sind: Facebook, Apple, Netflix, Microsoft, Amazon und Google (notiert an der Börse unter dem Namen Alphabet). Diese Unternehmen gehören auch zu den größten börsenkapitalisierten Unternehmen der Welt. Ebenfalls in aller Munde sind die Aktien von Elektrofahrzeughersteller Tesla – einem weiteren Paradeunternehmen im Growth-Segment.
Es handelt sich bei der Unterscheidung zwischen Growth und Value um keine “harte” Grenze. Junge, stark wachsende Unternehmen können beispielsweise anfänglich dem Growth-Segment zugeordnet werden und im Laufe der Zeit zu einem Value-Unternehmen avancieren.
Value oder Growth – was ist nun der bessere Stil?
Investiert man in Growth-Aktien, kann man möglicherweise aufgrund ihres enormen Wachstumspotentials höhere Erträge erzielen. Gleichzeitig könnte diese Erwartungshaltung nicht erfüllt werden. Bei Value-Aktien sind die Erträge meist nicht so hoch, aufgrund ihrer Beständigkeit ist allerdings mit einer gewissen Kontinuität zu rechnen. Titel beider Investmentziele können sich Marktschwankungen jedenfalls nicht entziehen, Kapitalverluste sind möglich.
Betrachtet man die Forbes-Liste mit den reichsten Menschen der Welt, finden sich mit Jeff Bezos (Amazon), Bill Gates (Microsoft), Mark Zuckerberg (Facebook) einerseits Unternehmer aus der Growth-Welt auf den vorderen Plätzen. Andererseits sind Bernard Arnault (Luxuskonzern LVMH), Amancio Ortega (Zara), Familie Walton (Walmart) Eigentümer von klassischen Value-Unternehmen und ebenso unter den Top Ten der reichsten Menschen anzutreffen. Offensichtlich haben also beide Investmentstile ihre Berechtigung und ihre Vorteile.
3. Was bedeutet High Dividend?
Unternehmen, die regelmäßig hohe Dividenden aus ihren Gewinnen ausschütten.”
Das ist das Credo von Fondsmanagern, die dem High Dividend-Investmentstil angehören. Unternehmen dieses Stils sind eher im Value-Segment anzusiedeln. Solche Unternehmen finden sich meist in Branchen der Value-Welt, wie etwa zyklischer Konsum, Versicherungen oder der pharmazeutischen Industrie. Aktuell dazu passende Titel sind Unternehmen wie u. a. Novartis, Unilever oder Hugo Boss.
Im Artikel Dividende – ein wichtiger Bestandteil in der Aktienveranlagung gehen wir näher auf das Thema Dividende ein.
4. Quality – Qualität im Fokus
Der Quality-Investor sucht Unternehmen, die sich qualitativ von ihren Mitbewerbern abheben.”
Hier steht also die Qualität der Unternehmen im Fokus der Analyse. Natürlich sollte man davon ausgehen, dass jegliche Unternehmen, in welche Fonds investieren, hohe Qualität aufweisen. Sogenannte Quality-Unternehmen sind allerdings sehr umsatz- und gewinnstark und nehmen außerdem eine dominante Marktstellung ein. Sie überzeugen durch ein Alleinstellungsmerkmal und hohe Innovationskraft. Mittels dieser Eigenschaften können sie sich vom Mitbewerb abheben und dadurch oftmals stabilere Erträge erwirtschaften. Doch auch für einen Aktieninvestor von Qualitätsaktien gilt es, das Marktumfeld und die Bewertung der Unternehmen regelmäßig zu beleuchten.
Quality Unternehmen können sowohl aus dem Value als auch aus dem Growth Umfeld kommen. Beispiele für diesen Stil sind Mettler-Toledo im Bereich Waagen, Vestas im Bereich Windkraft oder Tomra im Bereich Recycling.
5. ESG – ein eigener Investmentstil?
Die drei angeführten Titel befinden sich (Stand: Jänner 2021) auch in unseren Nachhaltigkeitsfonds. Nachhaltigkeit spielt auch im Wertpapierbereich eine immer wichtigere Rolle. Daher könnte man sich die Frage stellen, ob ESG nicht inzwischen auch schon ein eigener Investmentstil geworden ist? Unserer Meinung nach handelt es sich hier weniger um einen neuen Investment-Stil, sondern um einen zusätzlichen, detaillierten Filter bei der Auswahl einer Investition. Und eines scheint sicher: Unternehmen, die nicht auf Nachhaltigkeiten setzen, werden weder bei Kunden noch bei Investoren in den nächsten Jahren in den Fokus rücken.
Interessierst du dich für das Thema Investmentstile, liest du in unserem Beitrag Wir verraten, was es mit aktivem Fondsmanagement auf sich hat noch mehr darüber.
Ob die unterschiedlichen Investmentstile (wir haben uns auf die wichtigsten beschränkt) bei der Auswahl eines Investments für dich eine Rolle spielen, entscheidest du selbst. Es ist jedenfalls sinnvoll, Bescheid zu wissen, dass es mehrere Herangehensweisen gibt. Manchmal ist aufgrund der Zusammensetzung eines Fonds ein gewisser Investmentstil naheliegend (z. B. Growth im Bereich der Technologie oder Value wenn im Fonds Augenmerk auf Dividenden gelegt wird), oft kommt es auch zu einer Mischung mehrerer Stile in einem Investment. Um die für dich geeignete Form der Wertpapierveranlagung zu finden, ist jedenfalls ein Gespräch mit deinem Berater vor Ort hilfreich.
1 ESG steht für: Environment – Social – Governance (Umwelt – Gesellschaft – Unternehmensführung)
2 Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine Kennziffer in der Aktienanalyse. Sie gibt an, wie oft der Gewinn je Aktie im aktuellen Kurs enthalten ist. Je geringer das KGV, desto “günstiger” die Aktie.
3 Beim Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) stellt man den Kurs einer einzelnen Aktie in Relation zu ihrem anteiligen Buchwert (das heißt dem auf die Aktionäre entfallenden Eigenkapital je Aktie). Eine Aktie ist umso preiswerter, je niedriger ihr KBV ist. Ihr Wert entspricht dann in etwa dem Buchwert.
*Aufgrund der Lesbarkeit verzichten wir im Text auf das Gendern. Sämtliche personenbezogene Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Jänner 2021
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Der veröffentlichte Prospekt sowie das Kundeninformationsdokument (Wesentliche Anlegerinformationen) der Nachhaltigkeitsfonds der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H stehen unter www.rcm.at in deutscher Sprache (bei manchen Fonds die Kundeninformationsdokumente zusätzlich auch in englischer Sprache) zur Verfügung.
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