Metaverse – die große digitale Goldgrube?
Das erste Mal hörte man 1991 im Science-Fiction Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson die Bezeichnung „Metaverse“. In diesem Werk wird das Metaverse als eine Art globale virtuelle Realität beschrieben, durch die sich Nutzerinnen und Nutzer* mit Avataren bewegen. Nun ist dieser Begriff aber nicht mehr nur Fiktion, sondern viele Unternehmen arbeiten an seiner Verwirklichung.
Was genau Metaverse bedeutet, welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind und vieles mehr, erfährst du im aktuellen Beitrag.
Was ist das Metaverse?
Das Wort Metaversum ist zusammengesetzt aus der Vorsilbe „meta“ (in der Bedeutung „jenseits“) und Universum. Ein Metaversum ist letztlich ein ständig existierender digitaler Raum, der dadurch entsteht, dass sich virtuelle, erweiterte und die herkömmliche physische Realität miteinander verbinden. Einschließlich des derzeitigen Internets.
Vor allem Computerspielern wird diese virtuelle Realität bekannt vorkommen, erinnert sie doch stark an die Rollenspiele der großen Spielehersteller. Im Gegensatz zu Computerspielen können die Nutzer im Metaversum aber die Welten mitgestalten. Dort virtuell leben, lernen, arbeiten, feiern etc. Das Metaverse soll letztlich eine digitale Alternative und/oder Ergänzung zur physischen Welt sein. Mit nahezu allem, was es auch dort gibt und vielem anderen, was es in der realen Welt nicht gibt. Einschließlich virtuellen Immobilien, virtuellem Eigentum, Werbung, Einkaufen, Spielen usw. Und damit natürlich überaus viele, ja fast unbegrenzte Möglichkeiten, im Metaverse selbst Geld zu verdienen, auszugeben und auch zu verlieren.
Metaverse – die unbegrenzte digitale Goldgrube?
Zumindest ist das die Vorstellung vieler Nutzer und Entwickler. Derzeit arbeiten sehr viele Unternehmen parallel, miteinander und auch gegeneinander am Metaverse oder Teilen davon. Mit teils sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Zielen. Es gibt einen Wettlauf darum, wem es gelingt, die grundlegenden Standards und Ziele zu setzen. Und damit die besten Ausgangspositionen für die kommenden Jahrzehnte zu bekommen. Denn natürlich geht es für die meisten daran arbeitenden Unternehmen vor allem um eines: sehr viel Geld mit dem Metaverse zu verdienen. Besonders verlockend ist, viele Beschränkungen der physischen Welt gelten im virtuellen Bereich des Metaversums nicht. Dadurch versprechen sich manche dort noch viel größere Wachstumschancen.
Wer verstehen will, was sich Mark Zuckerberg vom Metaverse genau erwartet, der muss sich mit den Texten des Venture-Capital Investors Matthew Ball beschäftigen. Dessen 2020 veröffentlichter Artikel The Metaverse: What It Is, Where to Find it, Who Will Build It erhielt von Zuckerberg viel Lob. Es wurde Medienberichten zufolge bei Meta (vormals Facebook) sogar zur Pflichtlektüre für die Angestellten erklärt. Der Konzern hat allein im vergangenen Jahr Anlaufverluste von über 10 Mrd. US-Dollar mit seiner Metaverse-Sparte verzeichnet, will aber weiter massiv in den Bereich investieren.
Oder eher unrealistische Fiktion?
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Darunter sind sehr prominente, wie z. B. jene von Tesla-Chef Elon Musk, für den das Metaversum mehr „Marketing als Realität“ ist. Netflix-CEO Reed Hastings äußert sich in einem Interview, er konzentriere sich lieber auf diese Welt als auf ein Metaversum. Aufgrund der immensen benötigten Rechenleistung erwarten Experten ein vollständig entwickeltes Metaverse ohnehin frühestens in 10 bis 20 Jahren. Und natürlich wird auch das Thema Energie- und Ressourcenverbrauch für das Metaverse ein sehr wichtiges werden.
Wenn uns die Pandemie etwas überdeutlich gezeigt hat, dann dass wir Menschen uns nach realen Begegnungen sehnen. Nach Interaktion im wirklichen Leben, nach Reisen, Sport oder einfach nur einem Spaziergang im Park und vor allem dem Austausch mit anderen Menschen – nicht Bildern, Videos oder Stimmen. Was wir Menschen nicht wollen, ist tagelang zu Hause an einem digitalen Gerät „angekettet“ zu sein, dessen rein virtuelle Welt nur einen sehr unzulänglichen Ersatz bietet für die anfassbare, riechbare, erlebbare physische Realität. Das dürfte auch ein zentraler Grund gewesen sein, dass sich bisherige Versuche eines Metaverse nicht durchsetzen können, etwa das 2003 gestartete Projekt Second Life.
„Echtes Leben“ oder Metaverse?
Mark Zuckerberg und andere sind hingegen der Meinung, dass das Metaverse zu einer Welt für virtuelle soziale Zusammenkünfte werden wird. Dort werden wir uns mit Freunden, Kollegen und Familie treffen und mit ihnen intensiver und persönlicher interagieren können als über den flachen Bildschirm eines Handys oder Laptops. Eine echte Alternative zu realen Treffen. Ohne, dass man Flüge buchen oder stundenlang durch die Gegend fahren muss und die dadurch auch sehr viel spontanere Interaktion ermöglicht.
Aber kann ein virtuelles Treffen mit digitalen Avataren der Freunde jemals einen Abend mit physischer Anwesenheit, mit Bier und gutem Essen in der Stadt ausstechen? Das erscheint zumindest sehr zweifelhaft. Und es ist, jedenfalls aus Sicht der Autoren1 dieses Textes, auch nicht wünschenswert. Künftige Generationen mögen allerdings vielleicht anders darüber denken.
Indes gibt es zumindest einige Einsatzbereiche, in denen das Metaverse oder Elemente davon tatsächlich nützlich sein könnte. Dies trifft z. B. für Bereiche wie Unterhaltung, Bildung oder bei der virtuellen Besichtigung von Wohnungen und Häusern zu. Dennoch wird das Metaverse wohl kaum jemals unser reales Leben ersetzen können!
Viele Herausforderungen heißt es zu bewältigen
Etliche Unternehmen, die sich sehr stark beim Metaverse engagieren, haben einen sehr fragwürdigen Ruf. Etwa ist die Verletzung der Privatsphäre und der Missbrauch persönlicher Daten ein heikles Thema. Werden Nutzer bereit sein, diesen Social-Media-Giganten noch mehr Einblicke in ihr Privatleben zu gewähren oder gar weite Teile ihres Lebens faktisch zu kontrollieren? Zumal sich Berichte über die Schattenseiten der oft gar nicht so „sozialen Medien“ häufen?
Auch haben die „sozialen Netzwerke“ schon seit langem große Probleme, die Flut an Fake Accounts und Bots einzudämmen. Ob diese Problematik im Metaverse unterbunden werden kann, ist sehr fraglich. Schon bei ihren weitgehend textbasierten derzeitigen Versionen haben diese Unternehmen enorme Schwierigkeiten. Auch die Themen Mobbing, (sexuelle) Belästigung, verbale Gewalt(-Androhung), Betrügereien und Cyber-Kriminalität würden sich im Metaverse noch viel stärker stellen als im bisherigen Internet.
Und nicht zu vergessen: Wer soll diesen Raum überwachen und regulieren? Und wie und nach wessen Gesetzen, mit welchen Eingriffsmöglichkeiten? Auch von dieser Seite gibt es sehr viele unbeantwortete Fragen.
Metaverse im Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien
Auf den ersten Blick scheint das Metaverse ein enormes Potenzial für Unternehmen zu bieten, neue Quellen für Umsätze und Gewinne zu erschließen. Es herrscht zum Teil echte Goldgräberstimmung. Doch es gibt zum jetzigen Zeitpunkt unzählige unbeantwortete Fragen und Hindernisse und es ist völlig offen, ob sich das Konzept jemals realisieren lässt. Zumal es viele Unternehmen gibt, die dabei zum Teil sehr gegensätzliche Vorstellungen und Ziele verfolgen.
Meta sieht sich als künftiger Platzhirsch, was man nicht zuletzt mit der Umbenennung des Unternehmens signalisiert hat. Aufgrund zahlreicher Vorkommnisse rund um Meta sowie ernsten regulatorischen und ethischen Bedenken sind wir darin derzeit nicht investiert. Zudem sind wir auch nicht von Mark Zuckerbergs Vision des Metaverses überzeugt.
Trotzdem verfolgen wir das Thema mit großem Interesse und passen unsere Positionierung den entsprechenden Marktentwicklungen an. Bei genauem Hinsehen wird ohnehin schnell klar, dass viele potenzielle Elemente des Metversums bereits als eigenständige Trends und Themen existieren. Diese bieten mit oder ohne Metaverse gutes Wachstums- und Ertragspotenzial. In etliche davon sind wir im Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien auch längst investiert. Beispielsweise virtuelle und erweiterte Realität, Blockchain, Digitalisierung, Cloud, Cybersicherheit und viele weitere Hardware- und Softwaretrends.
Wir möchten bewusst darauf hinweisen, dass im schnelllebigen Technologiesektor überdurchschnittlichen Ertragschancen auch entsprechend höhere Risiken gegenüberstehen. Etwa, indem Produkte schnell obsolet und von neuen Technologien überholt werden können und Unternehmen dominante Marktpositionen relativ rasch einbüßen können. Darüber hinaus gelten die mit Aktieninvestments grundsätzlich verbundenen Risiken selbstverständlich auch für die Unternehmen, die sich in den Bereichen rund ums Metaverse und in damit verbundenen Trends und Themen engagieren, also beispielsweise erhöhte Kursschwankungen und die Möglichkeit von Kapital- und Wertverlusten.
1 Dieser Text ist in Zusammenarbeit von Stephan Meier, Investmentwriter, und Günther Schmitt, AL Aktien entwickelte Märkte, entstanden. Beide sind in der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH beschäftigt.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: Mai 2022
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