Gesundheitsaktien: weiter aussichtsreich und oftmals unterschätzt
Gesundheitsunternehmen sind relativ krisensicher und meist weniger konjunkturabhängig: Bei der Gesundheit sparen die allermeisten Menschen zuletzt, auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten. Die Gesundheitsbranche gilt daher seit jeher als defensiver Sektor auf den Aktienmärkten, der in Krisenzeiten meist überdurchschnittlich und dafür in wirtschaftlichen Boomphasen oftmals unterdurchschnittlich abschneidet. Im turbulenten ersten Quartal 2020 hielten sich Gesundheitsaktien weit besser als fast alle anderen Branchen. Ein Update.
„Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein“
Der Schauspieler Gustav Knuth (1901-1987) brachte damit wohl eines der ältesten Paradoxons der Menschheit gekonnt auf den Punkt. Die Gesundheitsbranche steht auf beiden Seiten dieser Gleichung, und das macht einen ihrer Reize für viele Investoren aus. Sie hilft maßgeblich die Lebenserwartung zu verlängern und sorgt für eine gute Lebensqualität in diesen zusätzlichen Lebensjahren. Je mehr es Gesundheitsleistungen ermöglichen, dass Menschen immer älter werden, umso mehr Nachfrage nach Gesundheitsleistungen im Alter gibt es. Die Branche sichert sich damit in gewisser Weise ihre eigene künftige Nachfrage. Lesen Sie dazu auch: Telehealth – Gesundheitsbranche im Wandel.
So hielten sich im turbulenten ersten Quartal 2020 Gesundheitsaktien weit besser als fast alle anderen Branchen. Dafür hinken sie in ihrer Gesamtheit dem Markt im Aufschwung seit dem Frühjahr hinterher. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass Gesundheitsaktien keineswegs die Star-Performer in diesem Jahr sind. Das mag manche verwundern: Sollte die Branche angesichts der Pandemie und dem stärkeren Fokus auf das Thema Gesundheit nicht ganz oben stehen im Investoreninteresse?
Gewinner und Verlierer durch die Pandemie
Ja und nein. Denn es gibt auch in der sehr vielschichtigen Gesundheitsbranche Gewinner und Verlierer der Pandemie. Die Impfstoffentwickler standen und stehen naturgemäß im Rampenlicht der Investoren. Selbst diese Unternehmen müssen aber nicht zwangsläufig große Profiteure der Pandemie sein. Denn erstens ist weiterhin offen, ob, wann und wer einen wirksamen und sicheren Impfstoff entwickeln kann. Und eine andere Frage ist dann, wieviel Geld sich damit tatsächlich verdienen lässt, vor allem wenn es am Ende mehrere konkurrierende Produkte geben sollte.
Generell ist dies übrigens eine der großen Herausforderungen im Gesundheitssektor: So lukrativ es sein kann, ein neues Medikament oder einen neuen Impfstoff für eine Krankheit zu finden, so vergeblich und teuer ist dieses Unterfangen oftmals. Bekanntlich machten letztlich die Hersteller von Schaufeln und Hacken vielfach das bessere Geschäft als die allermeisten Goldsucher. So ähnlich ist es oft in der Pharmabranche. Unternehmen, die Laborausrüstung, Testverfahren, Spezialchemikalien oder ähnliches herstellen, profitieren in jedem Fall sehr viel sicherer vom Forschungsboom als viele Medikamentenentwickler selbst.
Solche Ausrüster sind daher auch ein wichtiger Bestandteil im Raiffeisen-HealthCare-Aktien, und deren Performance in diesem Jahr ist bislang exzellent. Dazu auch interessant: Gesundheitsaktien: Der Fels in der Brandung?
Das ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass enorme Summen in die Impfstoffentwicklung sowie in bessere Coronavirus-Testverfahren fließen. Gleichwohl bedeutet die Pandemie nicht nur einen Boom in einigen Bereichen der Forschung, sondern behindert diese auch. So etwa ist es sehr viel schwerer, genügend Probanden für klinische Studien zu finden, und Ressourcen werden anders priorisiert. Eher negativ betroffen sind auch Krankenhäuser, da viele Untersuchungen, Behandlungen und Operationen aufgeschoben wurden. Auch Medikamentenverschreibungen sind teilweise kräftig zurückgegangen – angesichts von sehr viel weniger Arztbesuchen aus Angst vor Ansteckungen.
Die Jagd nach dem Covid-19-Impfstoff
Offenbar schneller als von vielen erwartet, könnte es einen Durchbruch bei einem Impfstoff Covid-19 geben. Pharmagigant Pfizer und das deutsche Biotechunternehmen Biontech gaben soeben bekannt, dass ihre großangelegte klinische Studie (über 40.000 Probanden) überaus gute vorläufige Resultate zeigen würde.
Demnach wurde die Zahl der symptomatischen Covid-19-Erkrankungen um rund 90 % reduziert, verglichen mit der Kontrollgruppe, die lediglich Placebos bekamen. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, könnten angeblich rund 50 Millionen Dosen des Impfstoffs noch 2020 geliefert werden, rund 1,2 Milliarden Dosen in 2021 (pro Person wären offenbar zwei Impfungen erforderlich).
Es bleiben allerdings noch etliche Fragen offen, die vielleicht in den kommenden Wochen beantwortet werden. Etwa, inwieweit die schwer verlaufenden Fälle dadurch reduziert werden, wie sicher der Impfstoff langfristig ist, wie schwer gegebenenfalls Nebenwirkungen sind und wie lange die Wirkung vorhält. Es gibt auch noch keine unabhängigen Überprüfungen und so genannte Peer-Reviews dazu. Gleichwohl stimmen diese Nachrichten sehr hoffnungsvoll, die Pandemie schneller als gedacht in den Griff zu bekommen.
Dennoch wird es auch im günstigsten Fall eine ganze Weile dauern, bis genügend Impfdosen verfügbar sind, um flächendeckend zu impfen. Die meisten Experten gehen beispielsweise frühestens für Mitte 2022 davon aus, dass man die gesamte Bevölkerung in der EU impfen könnte. Zum Glück (aus gesamtgesellschaftlicher Sicht) ist für eine Stabilisierung und Eindämmung der Neuinfektionen eine Impfung von Teilen der Bevölkerung höchstwahrscheinlich erst einmal ausreichend, auch wenn das für den einzelnen, der leer ausgeht, ein schwacher Trost sein mag.
Viele Bereiche bieten dynamisches Wachstum
Wie etliche Wirtschaftszweige ist auch die Gesundheitsbranche in einem teilweise gewaltigen Wandel begriffen. Sie ist weit mehr als nur ein „defensiver Sektor“, sondern enthält auch dynamische Wachstumsmärkte. Zum technologischen Fortschritt kommen ein anhaltender demografischer Rückenwind und der weitere Aufholprozess in China und anderen Schwellenländern, mit ihrer stark wachsenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Robotik, Telemedizin, Digitalisierung, „Big Data“, künstliche Intelligenz sind Stichworte für disruptive Technologien, die sowohl neue Produkte und Anwendungen ermöglichen, als auch die Herstellung beziehungsweise Erbringung von Gesundheitsleistungen revolutionieren können.
Einige dieser technologischen Trends wurden durch die Pandemie stark beschleunigt, und nicht wenige beginnen gerade erst, ihre volle Wirkung zu entfalten. Beispielsweise Telemedizin oder das Nutzen von „Big Data“-Technologien und künstlicher Intelligenz bei Diagnostik und Medikamentenentwicklung. Selbst einstmals eher „langweilige“ Gesundheitsversicherer in den USA haben sich zu starken Wachstumsunternehmen entwickelt. Sie betreiben inzwischen eigene Spitäler, beschäftigen eigene Ärzte und sind faktisch integrierte Gesundheitsversorger. Sie ziehen dabei nicht nur Kostenvorteile aus der Integration weiter Teile der Wertschöpfungskette, sondern erhalten zugleich auch Unmengen wertvoller Daten über ihre Kunden und Patienten.
Gute Daten sind heutzutage bekanntlich einer der kostbarsten Rohstoffe. Sie eröffnen markante Wettbewerbsvorteile, ermöglichen unter anderem aber auch schnellere und bessere Diagnosen. Überhaupt ist der gesamte Diagnostikbereich ein weiterer Wachstumsmarkt – weit über die Covid-19-Pandemie hinaus. Beispielsweise wird die Gesundheitsvorsorge immer wichtiger und bessere Früherkennungen erlauben zielgerichtetere und erfolgreichere Behandlungen. Auch hier kann beispielsweise künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten eröffnen.
Hauptmarkt USA
In der Vergangenheit waren US-Präsidentschaftswahlen zuweilen eine Zäsur für die Gesundheitsbranche, doch dies scheint heuer weniger der Fall zu sein. Der künftige Präsident Joe Biden zeigte jedenfalls in seiner langen politischen Vergangenheit als Senator sowie Vizepräsident wenig Neigung zu größeren Eingriffen. Selbst wenn es einige zusätzliche Regulierungen geben sollte steht dem gegenüber, dass die von Trump versprochene Abschaffung von „Obamacare“ höchstwahrscheinlich bis auf weiteres vom Tisch ist.
Vermutlich wird insgesamt noch mehr Geld in das Gesundheitssystem fließen. Ob man das schon seit Langem bestehende eklatante Missverhältnis zwischen den weltweit höchsten Gesundheitsausgaben und einer im Verhältnis dazu sehr unterdurchschnittlichen Gesundheitsversorgung ernsthaft angehen wird, bleibt abzuwarten.
Raiffeisen-HealthCare-Aktien: Positionierung/Ausblick
Der Raiffeisen-Healthcare-Aktien setzt derzeit einen Schwerpunkt auf große, global agierende Pharmahersteller mit starker Marktposition und guter
Produktpipeline. Im Fokus stehen darüber hinaus Unternehmen aus den Bereichen Diagnostik, der Medizintechnik und der Telemedizin (Medtronic, Intuitive Surgical, Teladoc). Gute Wachstumsaussichten sieht das Fondsmanagement auch für Anbieter aus dem Bereich „Managed Care“ (am besten zu übersetzen mit „geführter, integrierter Gesundheitsversorgung“) in den USA (United Health, Humana). Im Portfolio des Fonds befinden sich auch Unternehmen, die an vielversprechenden Lösungen für die Covid-19-Pandemie arbeiten. Regional liegt der Schwerpunkt naturgemäß weiterhin auf Gesellschaften mit Sitz in den USA sowie Europa, wobei viele dieser Unternehmen eine breite, globale Marktpräsenz aufweisen und zumeist auch schon in den großen neuen Wachstumsmärkten – wie etwa China – stark vertreten sind, beispielsweise Novo Nordisk.
Gesundheitsbranche: weit mehr als nur eine defensive Branche
Sie enthalten viele Bereiche mit dynamischem Wachstum und starkem langfristigen Rückenwind. Die Unternehmensbewertungen sind natürlich von Fall zu Fall verschieden, in der Masse aber keineswegs als übermäßig teuer zu bezeichnen. Mit dem Raiffeisen-HealthCare-Aktien können Anleger am weiteren Wachstum der Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und -produkten, sowie am technologischen Fortschritt in der Gesundheitsbranche partizipieren. Natürlich sind mit den größeren Ertragschancen auch höhere Risiken von Kursschwankungen und Kursverlusten verbunden, wie sie Aktieninvestments generell mit sich bringen. Ein langfristiger Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren ist zu empfehlen und es bietet sich diesbezüglich auch ein langfristiger Fondsparplan an. Mit ihm lässt sich vom Durchschnittskosteneffekt* profitieren, wobei aber auch dieser mögliche Kapitalverluste nicht ausschließen kann.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand/Erstelldatum: November 2020
Die nachfolgenden Einschätzungen und Positionierungen stellen eine Momentaufnahme dar und können sich jederzeit und ohne Ankündigung ändern.
*Der Durchschnittskosteneffekt ist ein Effekt, der bei der regelmäßigen Anlage gleichbleibender Beträge in Wertpapiere (meist in Form von Sparplänen) entsteht. Denn bei hohen Anteilspreisen werden automatisch weniger Anteile gekauft, bei niedrigen Anteilspreisen entsprechend mehr. Dadurch wird je Anteil/Aktie das harmonische Mittel der Kurse bezahlt.
Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
Der Raiffeisen-HealthCare-Aktien weist eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können. Im Rahmen der Anlagestrategie kann überwiegend (bezogen auf das damit verbundene Risiko) in Derivate investiert werden.
Die veröffentlichten Prospekte sowie die Kundeninformationsdokumente (Wesentliche Anlegerinformationen) der Fonds der Raiffeisen KAG stehen unter www.rcm.at in deutscher Sprache (bei manchen Fonds die Kundeninformationsdokumente
zusätzlich auch in englischer Sprache) zur Verfügung.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
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