Die nackte Wahrheit über Börsenweisheiten
So wie es jede Menge Sprichwörter gibt, gibt es jede Menge Börsenweisheiten. Aber wie viel Wahrheit steckt in diesen? Wir haben nachgefragt bei einer, die es wissen muss: Ingrid Szeiler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Capital Management. Sie verrät, ob an Börsenweisheiten etwas Wahres dran ist.
Börsenweisheit 1: Reich wird, wer in Unternehmen investiert, die weniger kosten, als sie wert sind.
Ein Spruch, der sehr viel mit unserer Value-Strategie zu tun hat. Wir setzen nicht auf „Glamour-Unternehmen“, sondern suchen immer wieder nach solchen, die vom Markt „vergessen“ wurden oder gerade nicht im Mittelpunkt stehen und von denen wir glauben, dass sie später auch von anderen entdeckt werden. Das bedeutet aber, dass man sich die Unternehmen sehr genau anschauen muss. Was uns zu einer weiteren Börsenweisheit führt: „Investiere nur in ein Unternehmen, dessen Geschäft du auch verstehst.“
Börsenweisheit 2: Die Aussicht auf bessere Zeiten ist in schlechten Zeiten besser als in guten Zeiten.
Die Aussage zielt auf antizyklisches Investieren ab. Es bedeutet, dass das Potenzial einer Aktie, die niedriger bewertet (preiswerter) ist, größer ist als das einer Aktie, die seit Monaten steigt und sich womöglich schon am Ende des Aufwärtszyklus befindet. Hier passt auch der Spruch: „Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen ist, weil sie steigt.“ Nichtsdestotrotz ist das Timing wichtig – und man muss natürlich seine Hausaufgaben machen und Research betreiben.
Börsenweisheit 3: Hin und her macht Taschen leer.
Auf der Jagd nach Erträgen schichten viele Anleger ihre Depots immer wieder um. Doch das wird mitunter teuer, denn bei jeder Order fallen Gebühren an. Das schmälert die Rendite. Wird im Portfolio viel umgeschichtet, ist weiters gutes Timing wichtig. Passt dies nicht, bewahrheitet sich möglicherweise die genannte Börsenweisheit. Wir sehen uns als langfristige Investoren und Partner der Unternehmen und nicht als Spekulanten.
Börsenweisheit 4: An der Börse gilt, dass 2 x 2 niemals 4 ist, sondern 5 – 1.
Die Kernaussage dieses Spruchs: An der Börse gibt es immer auch Verluste. Kapitalmarktinvestments sind keine Einbahnstraße nach oben, sie sind Wertschwankungen ausgesetzt. Man muss die Nerven haben, das „–1“ auszuhalten, um auch am möglichen „+5“ dabei zu sein.
Wie zutreffend diese Börsenwahrheit ist, zeigt uns das heurige Jahr. In Kursverluste am Depot – Was kann ich tun? geben wir Hilfestellungen, wie man mit Kursrückgängen in der eigenen Geldanlage umgehen kann.
Börsenweisheit 5: Buy the rumor, sell the fact.
Oder anders gesagt: „An der Börse werden nicht Unternehmen gehandelt, sondern Erwartungen.“ Dieses Phänomen zeigt sich vor allem, wenn Unternehmen gute Gewinnzahlen abliefern, ihr Wert an der Börse aber trotzdem fällt, weil Investoren mit noch höheren Gewinnen gerechnet haben. Hier ist es wichtig, die Unternehmen und die Stimmungslagen am Markt sehr gut zu kennen – gutes Research spielt eine wichtige Rolle. Der Ökonom John Maynard Keynes hat es auch so ausgedrückt: „Das Geheimnis des Börsengeschäfts liegt darin zu erkennen, was der Durchschnittsbürger glaubt, dass der Durchschnittsbürger tut.“
Börsenweisheit 6: Der Markt lehrt Demut
Aus meiner Sicht absolut richtig. Wer beim Investieren keine Demut zeigt und sich selbst überschätzt, der kann sehr schnell sehr tief fallen. In einer Fondsgesellschaft kommt hier dem Risikomanagement große Bedeutung zu. Es begleitet den Prozess von der Titelauswahl bis zum Kauf bzw. Verkauf. Hier spielt aber auch die Aussage „Der Markt hat immer Recht“ hinein. Das bedeutet, dass der Wert einer Aktie unabhängig von ihrer objektiven Einschätzung durch das Verhalten der Marktteilnehmer bestimmt wird.
Börsenweisheit 7: Sell in May and go away!
Will heißen: Nimm’ im Mai etwaige Gewinne mit, denn die Kurse werden im Laufe des restlichen Jahres fallen. Ein Spruch, der zwar nicht für jedes Kalenderjahr gilt, aber schon oft ins Schwarze getroffen hat. Das hat wohl mehr mit Börsenpsychologie zu tun – oder anders formuliert: mit sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Auf eines der vielen globalen Aktieninvestments trifft diese Börsenweisheit mit Sicherheit zu.
Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand: Juli 2019/Aktualisiert im Mai 2020
Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG
Bildquelle: shutterstock, Porträtfoto: Josef Schuster